Of Mice and (Neanderthal) Men: The small mammal record of the Middle to Upper Paleolithic transition in the Swabian Jura, Germany

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/93219
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-932196
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-34605
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2019-09-24
Originalveröffentlichung: erschienen in: Quaternary Science Reviews 185 (2018): 199-221 and PloS one 14.5 (2019): e0215172.
Sprache: Englisch
Fakultät: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Archäologie
Gutachter: Conard, Nicholas J. (Prof. PhD)
Tag der mündl. Prüfung: 2019-07-08
DDC-Klassifikation: 550 - Geowissenschaften
Schlagworte: Kleinsäuger , Neandertaler , Paläolithikum , Achtal , Jungpaläolithikum , Mittelpaläolithikum
Freie Schlagwörter:
Neanderthal
Modern Human
Paleoclimate
Small mammals
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Der Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum und das Verschwinden der Neandertaler in Zentral- und Westeuropa ist eines der zentralen Forschungsthemen der Urgeschichtlichen Archäologie des 20. Jahrhunderts. Dabei wird ganz besonders debattiert, welche Rolle artübergreifende Rivalitäten, genetische Vermischung und die klimatische Instabilität der Sauerstoff-Isotopenstufe 3 (OIS3) für das Aussterben der Neandertaler spielten. Die Schwäbische Alb in Südwestdeutschland beherbergt eine Vielzahl wichtiger Höhlen und Abris in denen Faunenreste, geoarchäologische Daten und kulturelle Überreste besonders gut überliefert sind und anhand derer sich dieser biologische und technologische Wandel greifen lässt. Chronologische und stratigraphische Daten deuten darauf hin, dass Neandertaler und anatomisch moderne Menschen diese Region mit wenig oder keinen Überschneidungen nutzten. Zudem macht die außergewöhnliche Fülle an technologischen Innovationen und komplexer Symbolik des Frühaurignacien dieses Tal zu einer Schlüsselregion für Studien zur kulturellen und biologischen Evolution des Menschen. Diese Dissertation leistet einen weiteren Beitrag zur Forschungsgeschichte der Schwäbischen Alb und generiert einen hochauflösenden und taphonomisch robusten Datensatz zur Rekonstruktion der Paläoumwelt aufgrund von Kleinsäugerresten aus den Höhlen des Hohle Fels und des Geißenklösterles im Achtal. Untersucht wird der Effekt von stark schwankenden stadial-interstadialen Oszillationen − die in den grönländischen Eiskernaufzeichnungen erkennbar sind − auf lokale Vegetation. Dabei wird insbesondere die häufige Anwendung klimabedingter Erklärungsmodelle für das Verschwinden der Neandertaler in der Region anhand der in dieser Dissertation neu generierten paläoökologischen Daten bewertet und alternative Hypothesen diskutiert, die das Zusammenspiel multipler Faktoren bei der Erklärung von Siedlungsdynamiken der Neandertaler berücksichtigen. Kleinsäuger wie Nagetiere, Insektivore und Fledermäuse, sind aufgrund ihrer klimatisch und vegetativ enggefassten Lebensräume wertvolle paläoökologische Proxys. Darüber hinaus tragen kurze Lebensdauer sowie schnelle Reproduktionsraten dazu bei, dass Kleinsäugerpopulationen in relativ kurzer Zeit auf Umweltveränderungen reagieren. Solche Veränderung können in stratifizierten Ablagerungen quantifiziert werden um eine hochauflösende diachrone Sequenz zu erhalten, an der sich chronologische Umschwünge in Kleinsäugerpopulationen und Vegetation ablesen lassen, die als Reaktion auf Klimaschwankungen in der Vergangenheit zu erklären sind. Darüber hinaus ermöglicht die Anwendung einer robusten taphonomischen Analyse inhärente Verzerrungen in der taxonomischen Zusammensetzung von Kleinsäugerpopulationen zu erkennen, welche auf Karnivorenaktivitäten oder Ablagerungsstörungen zurückzuführen sind. Der in dieser Dissertation vorgelegte paläoökologische Datensatz lässt erkennen, dass die mittelpaläolithische Landschaft des Achtals von ausgedehnten Wäldern, Wiesen und Grasland geprägt war, sowie von allmählich zunehmenden kalten und trockenen Tundren. Aufgrund von Verschiebungen des Anteils von Kleinsäugerarten die an Wald und Tundra angepasst sind, kann eine Reihe von stadial-interstadialen Oszillationen festgestellt werden, die weitgehend mit hochauflösenden Aufzeichnungen der grönländischen Eiskerne korrelieren. Es ist zu betonen, dass es in beiden Höhlen keinerlei Anzeichen für eine dramatische Klimainstabilität unmittelbar vor oder während der nahezu kulturell sterilen Ablagerungen gibt, die zeitlich zwischen das Mittelpaläolithikum und das Aurignacien fallen. Das Achtal war während des anfänglichen Jungpaläolithikums im Vergleich zu früheren Perioden wesentlich kälter und trockener, da sich die kalte Tundra ausbreitete und die gemäßigten Wälder zurückwichen. Die Rolle, die dieses herausfordernde Umfeld für die Entwicklung von Kultur und Symbolik in den lokalen Gruppen des Aurignacien spielte − einschließlich der frühesten Belege für figurative Kunst und Musikinstrumente − wird ebenfalls erörtert. Die taphonomische Analyse zeigt, dass die Kleinsäugerreste in den Höhlen hauptsächlich von Allesfressern wie der großen Graueule, der Schneeeule, dem europäischen Uhu und dem Turmfalken angesammelt wurden. Das Untersuchungsmaterial spiegelt somit die taxonomische Zusammensetzung und die Vielfalt von Kleinsäugerarten in den umliegenden urzeitlichen Landschaften der Höhlen wieder. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der in dieser Dissertation vorgestellte paläoökologische Datensatz mit früheren Studien zur Paläoökologie des Achtals deckt. Zusammen mit neu generierten und kalibrierten Radiokohlenstoffdatierungen lässt diese Arbeit den Schluss zu, dass das regionale Klimamuster − eine allmähliche Abkühlung und Trocknung im Mittelpaläolithikum bis hin zum frühen Jungpaläolithikum − mit der generellen Abkühlung in West- und Zentraleuropa während der Dansgaard-Oeschger-Schwankungen 12-9 korreliert. Das Fehlen eines eindeutigen Signals für einen dramatischen Klimawandel für die Zeit in der der Neandertalers das Achtal aufgab lässt darauf schließen, dass die verschlechternden Umweltbedingungen und die daraus resultierende Abnahme der Ressourcenverfügbarkeit keine entscheidenden Faktoren für den demografischen Wandel waren. Stattdessen wird ein multifaktorieller Erklärungsansatz vorgestellt, der geringe genetische Variabilität innerhalb von Neandertalerpopulationen, kleine Gruppengrößen, hochmobile Lebensweisen, sowie die Fragmentierung der Lebensräume infolge klimatischer Instabilitäten in Mittel- und Osteuropa berücksichtigt.

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