Inhaltszusammenfassung:
Eine Syringomyelie ist eine meist sekundär entstandene zystische Erweiterung
des Zentralkanals oder des Myelons mit daraus resultierender Verlagerung der
grauen Substanz. Sie ist fast immer mit einer Obstruktion des CSF-Flusses
assoziiert ist, die durch Tumoren, arachnoidale Verklebungen, posttraumatisch,
entzündungsbedingt oder durch Deformationen der hinteren Schädelgrube und
der Wirbelsäule, bedingt sein kann. Die Symptome können, je nach
Lokalisation, stark variieren. Eine Operative Therapie richtet sich kausal nach
der Grunderkrankung.
Für die Diagnostik haben sich neben der Bildgebung und der
elektrophysiologischen Bestimmung der SEPs und MEPs besonders die Silent
periods bewährt. Die Messung der SPs ist eine sensitive neurophysiologische
Technik zur Beurteilung der dünnen spinothalamischen Fasern, auch in Fällen,
in denen die normalen elektrophysiologischen Methoden, wie SEP und MEP,
normal erscheinen. Diese Schmerz- und Berührungsempfinden leitenden
Fasern kreuzen nahe dem Zentralkanal und können somit schon in frühen
Stadien der Syrinx beeinträchtigt sein. Unterschieden werden CSP, MNSP und
CoSP.
In dieser Arbeit wurden die SPs das erste Mal für Untersuchungen nach
Rückenmarksoperationen verwendet. Zwar wird in der Literatur bereits
beschrieben, dass die sich die Klinik der Syringomyeliepatienten postoperativ in
vielen Fällen Verbessert oder ein Fortschreiten verhindert werden kann, es
wurde bisher jedoch noch nicht versucht, diese Veränderungen mit Hilfe der
SPs zu belegen.
Die Hypothese dieser Arbeit war, dass sich die präoperativ abgeleiteten
spinalen Reflexe (CSP, MNSP und CoSP) postoperativ verschlechtern, sistieren
oder auch erholen können, dass jedoch erloschene Signale im Verlauf nicht
zurückkehren, da davon ausgegangen wurde, dass ein Signalausfall für eine
besonders starke Schädigung der Faserbahnen spricht.
Der Großteil der Messungen veränderte sich postoperativ nicht. Auch gab es
Verschlechterungen im Sinne von verlängerten Latenzen und verkürzter Dauer
der SPs bis hin zu vollständigen Ausfall der Ableitbarkeit. Unerwartet war
jedoch, dass ein nicht unerheblicher Anteil an zuvor nicht ableitbaren SPs
postoperativ bis zur vollständig Restitution zurückkehrten. Hierbei war auffällig,
dass sich die CSP und MNSP im Verlauf sehr ähnlich verhielten.
Veränderungen der elektrophysiologischen Ergebnisse bei Syringomyelie
können durch ischämische Ereignisse am Rückenmark erklärt werden. Ob ein
längerfristiges Überleben der Neuronen mit gedrosseltem Stoffwechsel
innerhalb einer Penumbra bis zur Wiederherstellung der Blutpassage möglich
ist, ist unklar. Deutlich in dieser Studie ist jedoch die hohe Rate an
Verbesserungen der klinischen Symptomatik im postoperativen Verlauf, auch
bei Gegenüberstellung mit der postoperativen Elektrophysiologie.
Eine regelmäßige Kontrolle der elektrophysiologischen Parameter in
festgelegten Abständen wäre sinnvoll, nicht nur, um den Operationserfolg zu
belegen, sondern auch, um mögliche Rezidive zu erkennen und rechtzeitig
behandeln zu können.