Inhaltszusammenfassung:
Noch immer sind Unfälle und resultierende Unfallfolgen weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Jährlich werden ca. 27 Mio. Menschen im Zusammenhang mit Unfällen verletzt, die Schadenskosten liegen dabei um ein vielfaches höher. Die genaue Untersuchung der Unfallursachen sind neben der konsequenten Dokumentation der einzelnen Unfallopfer mit genauer Datenerfassung der jeweiligen medizinischen Befunde und Versorgungsstrategien unerlässlich für eine zukünftige Verbesserung im Bereich der weltweiten Traumaversorgung sowie Unfallverhütung. Einen wichtigen Beitrag hierfür können Netzwerkstrukturen leisten, welche zur Erfassung dieser Daten gegründet wurden. In der Bundesrepublik Deutschland wird dies u.a. durch das Traumanetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie sichergestellt. Diesem Netzwerk ist auch der Universitätsstandort Tübingen angeschlossen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt 492 Schwerverletzte und polytraumatisierte Patienten in einem Dreijahreszeitraum von 2012-2014 erfasst. Die Erfassung erfolgte nach Versorgung der Patienten in den beiden Schockräumen der Universität Tübingen am Standort CRONA-Kliniken und der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen. Die Patienten stammten hierbei aus dem Zuständigkeitsbereich des Traumanetzwerkes Südwürttemberg, sowie diesem Netzwerk angeschlossener Kliniken, aber auch aus Zuverlegungen anderer TN-Bereiche.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das in Tübingen eingelieferte Patientenklientel nach verschiedensten Gesichtspunkten zu erfassen, Veränderungen der Zusammensetzung im Kollektiv zu dokumentieren, Prognose und Outcome gegenüberzustellen sowie die gewonnenen Daten mit Arbeiten und Studien anderer Standorte und mit dem Gesamtregister der DGU zu vergleichen. Ein weiteres wichtiges Ziel war es am Standort Tübingen implementierte Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungsqualität der Schockraumversorgung zu analysieren und im Hinblick auf die Patientenmortalität, -letalität zu vergleichen. Um die Zielpunkte zu erreichen wurden gängige nationale sowie internationale Scoringsysteme zur Vorhersage sowie für die Dokumentation des Patientenzustandes von polytraumatisierten Patienten genutzt.
Die Analyse zeigte starke Veränderungen in der Zusammensetzung des Patientenkollektivs hinsichtlich der Altersstruktur und Unfallursachen, welche sich mit der allgemeinen demographischen Entwicklung decken und die weitere Entwicklung von speziellen Zentren der Alterstraumatologie fördern. Die eingeführten Maßnahmen zur Verbesserung der Schockraumversorgung konnten in ihrer Wirkung bestätigt werden, die errechnete Letalitäsprognose wurde im Verlauf anhaltend unterschritten.