Inhaltszusammenfassung:
Wunden, insbesondere Brandwunden, stellen Ärzte immer wieder vor große Herausforderungen bei der Versorgung, da sie das Wohlbefinden der Menschen physisch- und psychisch auch nach abgeschlossener Heilung stark beeinflussen können. Durch Narbenbildung können dauerhafte ästhetische, funktionell und schmerzhafte Einschränkungen entstehen, welche einen hohen Leidensdruck erzeugen können.
Das Ziel dieser Arbeit war es, Veränderungen der biomechanischen Hauteigenschaften im Verlauf der Wundheilung oberflächlich dermaler
Hautdefekte im Tiermodell darzustellen, wobei die Auswirkung unterschiedlicher Wundauflagen getestet wurde. Das Hauptaugenmerk lag auf der Veränderung der Hautelastizität während und nach Abschluss der Wundheilung.
Hierfür wurden 28 Lewis Ratten in 2 Gruppen unterteilt und ihnen paravertebral jeweils 2 oberflächlich dermale Wunden gesetzt. Diese wurden in Gruppe 1 jeweils mit den Wundauflagen Biobrane und Suprathel versorgt, in Gruppe 2 wurde eine Wunde mit dem neuartigen Collagen Cell Carrier versorgt, die zweite Wunde blieb als Kontrollwunde ohne Wundauflage.
Bereits am Tag 0 wurde die Hautelastizität der gesunden Haut gemessen. Ab Tag null wurde nun alle 10 Tage die Hautelastizität der Wunden mittels Cutometer gemessen, eine letzte Abschlussuntersuchung wurde nach 12 Wochen am Tag 84 durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigten zunächst einen deutlichen Abfall der Hautelastizität am Tag 10 postoperativ, lediglich die Wunde ohne Wundauflage zeigte einen signifikanten, jedoch deutlich geringeren Abfall als die anderen Wunden. Bereits am Tag 20 bis 30 nahm die Elastizität der Haut vor allem bei den Wunden, welche mit Suprathel und Biobrane behandelt wurden, zu. Zwischen Tag 30 bis 40 kam es bei Biobrane und Suprathel zu einem Umschlagspunkt mit anschließender Abnahme der Hautelastizität, was als Beginn der Narbenbildung gedeutet wird. Dieser Umschlagspunkt zeigte sich bei den unbehandelten Wunden sowie bei den mit dem Collagen Cell Carrier behandelten Wunden erst 10 Tage später. Anschließend nahm die Hautelastizität in den Behandlungsgruppen sukzessive, wenn auch mit einigen Schwankungen nach oben, ab, sodass am Tag 84 keine Wundauflage ein signifikant besseres Outcome verzeichnen konnte als die Kontrollgruppe.
Betrachtet man nun den Aufbau der Studie, die Versuchstiere, die Geräte, welche verwendet wurden, und die Dauer der Messungen, ergeben sich Möglichkeiten zur Optimierung. Die Rattenhaut ist der des Menschen sehr ähnlich. Auffällig ist jedoch das Vorhandensein des Panniculus Carnosus in der Rattenhaut, welcher die Wundbehandlung durch Kontraktur deutlich beschleunigt und bei diesen Tieren ein wesentlicher Bestandteil der Wundheilung ist. Die Kontraktur der Wunde ist beim Menschen hingegen weniger bedeutsam, auch, da beim Menschen kein entsprechender Muskel vorhanden ist, der eine massive Kontraktion durchführen könnte. Hier wäre eine Studie mit Schweinehaut zu diskutieren, welche dem Menschen noch ähnlicher ist als Rattenhaut.
Das Cutometer ist nach aktueller Studienlage sehr gut geeignet für die Messung der Hautelastizität, leider fehlen eindeutige Referenzwerte für gesunde Haut, sodass sich die Ergebnisse nur schwierig mit den Ergebnissen aus anderen Studien vergleichen lassen. Die Vergleichbarkeit ist zusätzlich erschwert, weil unterschiedliche Sondengrößen zur Messung zur Verfügung stehen.
Bei der Auswertung der Ergebnisse zeigt sich insbesondere bei dem Collagen Cell Carrier ein Wiederanstieg der Hautelastizität zum letzten Kontrolltag. Eine weitere Zunahme nach 12 Wochen wäre also nicht auszuschließen und auch ein letztendlich besseres Outcome im Vergleich zur unbehandelten Haut wäre möglich, wenn die Messungen noch etwas länger durchgeführt worden wären.
Abschließend betrachtet stellt man zwischenzeitlich eine deutliche Verbesserung der Hautelastizität während der Wundbehandlung mit Hilfe der Wundauflagen fest, somit sollten dringend weitere Studien folgen, welche untersuchen, wie man die gewonnene Hautelastizität durch bestimmte Wundauflagen oder Medikamente stabilisieren und die folgende Narbenbildung unterbinden könnte.