Inhaltszusammenfassung:
Die Videoüberwachung öffentlicher Räume ist in vielen Ländern eine aktuelle Maßnahme zur
Prävention von Straftaten. Um einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zur präventiven Wirkung
der Videoüberwachung zu liefern, wurde von Welsh & Farrington (2003, 2004) eine systematische
Analyse der besten Evaluationsstudien durchgeführt.
Von insgesamt 49 Evaluationsstudien erfüllten 22 die strikten Selektionskriterien. Eine quantitative
Auswertung und Integration der Ergebnisse war bei 19 Studien möglich. In ihnen wurde die
Videoüberwachung mit Kontrollgebieten verglichen, in denen keine Überwachung stattgefunden
hatte. Es zeigte sich eine durchschnittlich um 21 Prozent größere Verringerung der Kriminalität in
den Arealen mit Videoüberwachung (englisch: Closed Circuit Television; CCTV). Die Befunde
wurden zum einen nach verschiedenen Einsatzbereichen differenziert (Stadtzentren, Wohngebiete,
öffentlicher Nahverkehr, Parkhäuser). Zum andern wurden verschiedene Formen der Kriminalität
betrachtet. Am wirksamsten war CCTV in Parkhäusern, wo vor allem Diebstähle von und aus
Kraftfahrzeugen um zirka 40% reduziert wurden. Dies galt insbesondere bei Kombination mit
verbesserter Beleuchtung und deutlichen Hinweisen auf die Videoüberwachung. In Stadtzentren
und Wohngebieten sowie im öffentlichen Nahverkehr hatte die Videoüberwachung nur geringen
oder keinen signifikanten Effekt auf die Kriminalität. Es ergab sich auch kein Erfolg hinsichtlich
der Verringerung von Gewaltdelikten. CCTV war in Großbritannien erfolgreicher als in Nordamerika,
wo die Maßnahme seltener eingesetzt wurde. Kriminalitätsverschiebungen auf nicht überwachte
Gebiete schienen keine große Rolle zu spielen. Insgesamt fielen die Ergebnisse der einzelnen
Studien aber so unterschiedlich aus, dass mehr kontrollierte Forschung erforderlich ist.
Für die deutsche Kriminalpolitik ergibt sich zum einen die Folgerung, dass die Videoüberwachung
nach verschiedenen Einsatzbereichen differenziert werden muss. Zum andern sind mehr
eigene, gut kontrollierte Evaluationsstudien erforderlich.