Inhaltszusammenfassung:
Das Nodding Syndrom(NS) ist eine Erkrankung bislang unbekannter Ursache mit anfallsartigen Episoden repetitiven Kopfnickens (Head Nodding). Sie betrifft per Definition zuvor gesunde Kinder im Alter von drei bis 18 Jahren und geht teilweise mit kognitiven Einschränkungen und Kleinwuchs einher (World Health Organization, 2012). Sie tritt vorwiegend in bestimmten Regionen Ugandas, des Süd Sudans und in Tansania auf. Einzelberichte deuteten bereits eine Häufung von Fällen in einzelnen Siedlungen und Familien sowie Assoziationen zu anderen Epilepsieformen an und implizieren den Einfluss genetischer Faktoren (Winkler et al., 2008). Ziel der Doktorarbeit war es genetische Aspekte des Nodding Syndroms zu beschreiben und genetische Ursachen des Nodding Syndroms zu finden. Anhand vorhandener Literatur bestehen parallelen zum Phänotyp des Glucosetransporter-1 Defizienz Syndrom, zum Beispiel treten Head Nodding Attacken gehäuft zum Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme auf. Daher erfolgte die Sequenzierung des SLC2A1 Gens bei ausgewählten Patienten. Die Doktorarbeit ist Teil der kontrollierten, Single Center Querschnitts-Beobachtungs- Studie (observational cross sectional study) „Untersuchungen zur Klinik und Pathogenese von Epilepsie und Nodding Syndrom, einer progressiven epileptischen Enzephalopathie unbekannter Ätiologie im sub-saharischen Afrika“ (Originaltitel: „Clinical features and potential etiology of epilepsy and Nodding Syndrome in the Mahenge area, Ulanga district“). Insgesamt wurden sieben Indexpatienten mit positiver Familienanamnese für Epilepsie oder Nodding Syndrom aus der Gesamtkohorte gewählt und deren Phänotyp inklusive elektroenzephalographische Charakteristika beschrieben. Zudem erfolgte eine Sequenzierung von SLC2A1 bei allen Indexpatienten. Die positive Familienanamnese bei den ausgewählten Patienten spricht für eine genetische Ursache. Auch die Anfallssemiologie und die elektroenzephalographischen Untersuchungsergebnisse sind mit einer genetischen Ursache vereinbar. Die Sequenzierung von SLC2A1 ergab jedoch keine ursächliche Mutation. Weitere genetische Untersuchungen z.B. Whole Exome Sequencing oder Whole Genome Sequencing mit der Frage nach ursächlichen Mutationen oder polygenic risk factors erscheinen aussichtreich.