Inhaltszusammenfassung:
Inhalt der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Herzratenvariabilität (HRV) von 30 leicht- bis mittelgradig depressiven Probanden (DP) während einer hypnotischen Trance und die erstmalige Einbeziehung einer Kontrollgruppe von 28 gesunden Probanden (GP). Aufgrund bisheriger Forschungsergebnisse wurde eine Einschränkung der HRV der DP im Vergleich zur Gruppe der GP erwartet. Ausgehend von der Beobachtung, dass Entspannung sich positiv auf eine pathologisch minimierte HRV auswirkt, wurde außerdem erwartet, dass sich die HRV während der Hypnose ähnlich erhöht. Zusätzlich wurde explorativ überprüft, ob eine physiologisch messbare Veränderung der HRV während der Untersuchungssitzung im Zusammenhang mit der subjektiv beurteilten Trancetiefe und Empfänglichkeit für Hypnose steht und ob die HRV als leicht zu messender physiologischer Parameter somit auch in anderem Kontext Aussagekraft haben könnte.
Alle DP und GP befanden sich in einem Alter zwischen 18 und 70 Jahren. Während sechs verschiedener Phasen (Ruhephase (RP) und fünf einzeln ausgewertete Hypnosephasen) wurden die folgenden HRV-Parameter erhoben und analysiert: SDNN (Standardabweichung aller RR-Intervalle im Messzeitbereich) als Maß der Gesamtherzratenvariabilität, RMSSD (des Mittelwertes der Quadrate aller Differenzen zwischen aufeinanderfolgenden NN-Intervallen) und die Power des Frequenzbandes HF („High Frequency“) im Bereich zwischen 0,15 und 0,4 Hz als Maße der parasympathischen Aktivität (pA).
Die pA der DP lag sowohl vor als auch während der Hypnose signifikant unter derjenigen der GP. Die Depressivität korrelierte signifikant negativ mit der pA. Dass sich Hypnose ähnlich wie Entspannung positiv auf die pathologisch eingeschränkte HRV oder pA ausübt, konnte in der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden. Obgleich sich im Vergleich zu mehreren anderen Studien gegensätzliche Ergebnisse zeigten, spiegelten sich die gemessenen Werte im subjektiv Erlebten der Probanden wider. Die signifikante Einschränkung der HRV und pA der DP und der klare Zusammenhang mit dem Schweregrad der Depression liefern einen weiteren Beleg für die HRV als Risikomarker bezüglich Herz-Kreislauferkrankungen und kardialer Mortalität.