Inhaltszusammenfassung:
Meningeome sind die häufigsten überwiegend gutartigen Tumore des zentralen Nervensystems und machen über ein Drittel aller primären intrakraniellen Tumoren aus. Ein Teil der Patienten mit Meningeomen erleidet prä- oder früh postoperative Krampfanfälle, welche die Lebensqualität der Patienten in mehrfacher Hinsicht beeinflussen können. Risikofaktoren für die Identifikation der Patienten, die von einer medikamentösen Krampfprophylaxe profitieren würden, sind bisher nicht systematisch untersucht worden. Wir analysierten und quantifizierten diese Risikofaktoren, um ein individuelles Risikomodell für das Auftreten eines Krampfanfalls bei Patienten mit Meningeomen zu ermitteln. Insgesamt 634 Patienten mit Meningeomen wurden in diese retrospektive monozentrische Beobachtungsstudie eingeschlossen. Patientenalter, Patientengeschlecht, Tumorlokalisation, Tumorgrad, Tumorvolumen, Gebrauch einer antiepileptischen Medikation sowie das Ausmaß der operativen Resektion wurden bestimmt.
Präoperative und früh postoperative Krampfanfälle traten bei 15% (n = 97) bzw. 5% (n = 21) der Patienten auf. Insgesamt standen 502 bzw. 418 der Patienten für eine multivariate Analyse der Risikofaktoren für prä- und postoperative Krampfanfälle zur Verfügung. Das männliche Geschlecht (OR = 2,06, p = 0,009), eine Nicht-Schädelbasis-Lokalisation (OR = 4,43, p < 0,001) sowie ein Tumorvolumen von über 8 cm3 (OR = 3,05, p = 0,002) waren mit einem erhöhten Risiko für präoperative Krampfanfälle assoziiert und ermöglichten es, die Patienten in drei prognostische Gruppen zu unterteilen. Die Hochrisikogruppe der Patienten mit Meningeomen zeigte eine Wahrscheinlichkeit von über 40% für das Auftreten eines präoperativen Krampfanfalls (OR = 9,8, p = 0,001). Lediglich eine Tumorlokalisation nicht im Bereich der Schädelbasis (OR = 2,61, p = 0,046) wurde als signifikanter Risikofaktor für früh postoperative Krampfanfälle identifiziert. Die Wirksamkeit einer antiepileptischen Medikation zur Verminderung des Auftretens früh postoperativer Krampfanfälle konnte nicht verifiziert werden.