Inhaltszusammenfassung:
In verschiedenen Studien wurden Autoantikörper (AAK) gegen den muskarinischen Acetylcholin Rezeptor 3 (mAChR3) bei Patienten mit Sjögren Syndrom (SS) und primärer biliärer Cholangitis (PBC) beschrieben, und es wurde gezeigt, dass diese Antikörper den Rezeptor aktivieren oder inhibieren können, also funktionell aktiv sind. Diese Untersuchungen wurden insbesondere mit Epithelzellen der Speicheldrüsen durchgeführt.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, zu überprüfen, ob AAK gegen den mAChR3 auch bei Patienten mit anderen autoimmunen Lebererkrankungen, wie der primären sklerosierenden Cholangitis (PSC) und der autoimmunen Hepatitis (AIH), oder bei der Virushepatitis (VH) vorkommen, und ihre Wirkung auf die Rezeptorfunktionalität, Zellproliferation und Apoptosemechanismen von Cholangiozyten unter Verwendung der Zelllinie TFK-1, zu analysieren. Ferner sollte mittels Epitop-Mapping geklärt werden, ob es immundominante Epitope gibt, die von IgG und IgM mAChR3 AAK erkannt werden. Darüber hinaus wird der Einfluss des mAChR3 Antigens auf die humorale Immunantwort der Patientenlymphozyten untersucht. Insgesamt wurden 499 Probanden davon 142 PBC-, 50 PSC-, 44 AIH-, 50 VH-, 25 ALD-, 60 SS-Patienten und 129 gesunde Probanden mittels Lumineszenz Assay, Adsorptionstest, ELISA, Durchflusszytometrie, In-Cell Western und mittels 3H-Thymidin-Einbau getestet.
In der Durchflusszytometrie haben ein Drittel der 38 PBC- und 74 % der 35 PSC-Patienten IgM-Antikörper gegen mAChR3-exprimierenden TFK-1-Zellen. IgG-Antikörper sind nicht nachweisbar. Immunglobuline (Ig) von 31 % der 142 PBC-, 14 % der 50 PSC- und 44 % der 43 AIH-Patienten stimulieren den mAChR3 auf 1*104 TFK-1-Zellen, haben aber keinen Effekt auf deren Proliferationsrate, Zytokinproduktion oder die Expression der Apoptose Proteine Bcl-2, Bax und Caspase-9. Bei Verwendung des rekombinanten mAChR3 Antigens zeigen Seren von Patienten mit SS, VH und alkohol-induzierte Lebererkrankungen (ALD) im ELISA eine verstärkte IgM-Reaktivität. IgG-Antikörper waren insbesondere bei Patienten mit AIH und SS kaum nachweisbar. IgG-AAK binden bevorzugt an den zweiten zytoplasmatischen und dritten extrazellulären Loop. mAChR3 AAK des IgM-Typus an die angrenzenden Transmembranregionen nach dem zytoplasmatischen Loop Nr.1, an die dritte extrazelluläre Schleife und das nachfolgende C-terminale Ende. Das mAChR3 Antigen aktiviert in vitro CD4+-Lymphozyten von 20 PBC-Patienten, aber inhibiert sowohl deren Th1- als auch deren Th2-Zytokinantwort. Bei 20 Patienten mit AIH führt es zu einer Aktivierung von CD4+- und CD8+-Lymphozyten, einer Stimulation ihrer Proliferation und einer Reduktion der IFN-γ- und IL-10 Produktion. Der Effekt des mAChR3 Antigens auf die PBMC von 20 PSC-Patienten ergibt bereits eine spontane Aktivierung von CD19+-Zellen sowie eine verstärkte IL-6- und verminderte IL-5-Sekretion.
In dieser Arbeit wird erstmalig gezeigt, dass Antikörper gegen mACh3R-exprimierende TFK-1-Zellen in Seren von PBC-, PSC-, VH-Patienten aber auch von gesunden Probanden nachweisbar sind. Ig’s von PBC- und PSC-Patienten stimulieren aber spezifisch den mACh3R auf Cholangiozyten. Patienten- und Kontrollseren reagieren, abhängig vom IgG- und IgM-Antikörpertypus, mit unterschiedlichen mAChR3-Epitope Darüber hinaus führt die Inkubation von PBMC von PBC-, PSC- und AIH-Patienten mit dem mAChR3 Antigen in vitro zur Aktivierung unterschiedlicher Zellpopulationen mit Freisetzung verschiedener Zytokine.