Inhaltszusammenfassung:
Die zerebrale Hirnmetastasierung ist mit einer ungünstigen Prognose
verbunden. Nur wenige klinische Studien haben den Einfluss der
Immuntherapien und zielgerichteten Therapien allein oder in Kombination mit
der Strahlentherapie bei Hirnmetastasen untersucht. In der vorliegenden Arbeit
wurden 163 Patienten analysiert, die mit Melanom-Hirnmetastasen von Januar
2014 bis Dezember 2016 diagnostiziert wurden. Diese Patienten wurden in der
Universitätshautklinik in Tübingen aufgrund ihrer zerebralen Metastasierung
behandelt und die Daten wurden in dem Zentralregister Malignes Melanom
erfasst. Die Datenbank des Zentralregisters ist sehr detailliert und wird mit gut
dokumentierten Therapiedaten und Nachbeobachtungsdaten aktualisiert. Das
letzte Follow-up erfolgte bis einschließlich Ende Januar 2018. Das mediane
Gesamtüberleben (OS) wurde als die Zeit von der Primärdiagnose der
Hirnmetastasen bis zum Tod jeder Ursache definiert.
Die prognostischen Faktoren, das Gesamtüberleben, systemische und lokale
Therapie wurden mit Hilfe von Kaplan-Meier-Überlebenskurven, Klassifikations-
und Regressionsbäumen, Swimmerplot Grafiken und Forest-plot-Grafiken
analysiert.
In dieser Analyse wurde die prognostische Signifikanz der Anzahl der
zerebralen Filiae und des ECOG Performance Status bestätigt. Der LDH-Wert
zeigte sich nur marginal signifikant.
Nach einer medianen Nachbeobachtungzeit von 25 Monaten betrug die
mediane Gesamtüberlebenszeit (mOS) für alle Patienten 7 Monate (95%CI:
5,4-8,6). Für Patienten, die eine Immuntherapie erhielten betrug die
Gesamtüberlebenszeit 13 Monate (95%CI: 8,1-17,8), für die zielgerichtete
Therapie war die Überlebenszeit 7 Monate (3,8-10,2) und für die
Chemotherapie betrug die Überlebenszeit 7 Monate (5,6-8,4). Für die
Kombination von Chirurgie/Stereotaxie mit (1) Immuntherapie, (2) zielgerichtete
Therapie, (3) Chemotherapie oder (4) keiner systemischen Therapie betrug die Gesamtüberlebenszeit (1) 25 Monate, (2) 14 Monate, (3) 11 Monate und (4) 4
Monate. Das 1-Jahres-Gesamtüberleben für jede dieser Gruppen betrug (1)
69,4 %, (2) 62,5 %, (3) 28,6 % bzw. (4) 21,4 %.
Patienten, die eine Ganzhirnradiatio oder keine Bestrahlung erhielten, hatten
eine mediane Überlebenszeit von jeweils 5 und 3 Monaten mit einem 1-Jahres-
Überleben von 12,7% bzw. 11,4%.
Die Mehrheit der Patienten, die mehr als 12 Monate nach der Erstdiagnose der
Hirnmetastase noch am Leben waren, erhielten Immuntherapie in Kombination
mit Chirurgie/Radiochirurgie. Die neuen systemischen Therapien, insbesondere
die Immuntherapie, verbessern das gesamte Überleben der Patienten mit
Melanom-Hirnmetastasen, insbesondere wenn eine Kombination mit ablativen
Therapien (Chirurgie/Radiochirurgie) möglich ist.
Abschließend weisen unsere Daten darauf hin, dass bei Melanom-
Hirnmetastasen die Lokaltherapie (Neurochirurgie oder Stereotaxie) als erster
Ansatz betrachtet werden sollte, wann immer dies möglich ist. Die
Immuntherapie oder zielgerichtete Therapien sollte die systemische Therapien
der Wahl sein. Wenn eine ablative Therapie nicht möglich ist, sollte die
Immuntherapie anstelle einer zielgerichteten Therapie die erste Wahl sein.