Inhaltszusammenfassung:
Das Ausmaß und die Entwicklung der Kriminalität in Niedersachsen wird wesentlich durch die
Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) abgebildet. Die PKS wird seit Jahrzehnten bundesweit nach
einheitlichen Standards geführt und ist unverzichtbar. Sie enthält jedoch nur Angaben über die
Straftaten, die durch Anzeigen der Bürgerinnen und Bürger oder durch die eigene Wahrnehmung der
Polizei bekannt wurden. Die PKS bildet damit das Hellfeld der Kriminalität ab. Daneben existiert aber
auch ein Dunkelfeld der Kriminalität, also Straftaten, die nicht bekannt werden – von denen die
Polizei keine Kenntnis erlangt.
Seit der ersten Befragung zu Sicherheit und Kriminalität werden die Erkenntnisse der PKS regelmäßig
um Daten aus dem Dunkelfeld ergänzt. Diese werden in regelmäßigen Abständen (periodisch)
wiederholt; die hier präsentierte Befragung ist bereits die zweite. Hierin werden in der PKS nicht
enthaltene, für die Beurteilung der Sicherheitslage relevante Aspekte erfragt, die bis dahin lediglich
bruchstückhaft und / oder regional stärker begrenzt in strategische Planungen einbezogen werden
konnten.
Außerhalb Deutschlands haben solche periodischen Untersuchungen von Kriminalität auf
Landesebene mittlerweile Tradition. In den USA gibt es seit 1973 den National Crime Victimization
Survey, in Großbritannien seit 1982 den British Crime Survey oder in Schweden seit 2006 den Crime
Survey. Mit der niedersächsischen Befragung zu Sicherheit und Kriminalität aus diesem Jahr können
nun erstmals auch (noch kurze) Zeitreihen und somit Veränderungen in den beschriebenen Aspekten
zur Sicherheitslage analysiert werden, die mit der PKS nicht erfasst werden können. Im Rahmen der zweiten Befragung zu Sicherheit und Kriminalität wurde erneut eine repräsentative
Stichprobe von 40.000 Personen ab 16 Jahren, die in Niedersachsen ihren Hauptwohnsitz haben, aus
den Einwohnermelderegistern gezogen, angeschrieben und gebeten, anonym Fragen zu ihren
Erfahrungen mit Kriminalität (Opferwerdung) zu beantworten. Außerdem wurde wieder nach ihrer
Furcht vor Kriminalität, ihrem Verhalten zum Schutz vor Straftaten, ihrer Wahrnehmung der Polizei
und einigen personenbezogenen Daten wie Alter und Geschlecht gefragt. Der Fragebogen bestand
aus insgesamt 20 Seiten mit 54 Fragen und ist so gestaltet, dass Vergleiche zur ersten, im Jahr 2013
durchgeführten Befragungswelle möglich sind und somit erste Entwicklungstendenzen aufgezeigt
werden können.
Von den 40.000 angeschriebenen Personen nahmen 20.468 Personen an der Befragung teil. Dies
ergibt eine sehr gute Teilnahmequote von 51,17 %. Die Bereitschaft der Bevölkerung, über das
Beantworten der Fragen die polizeilichen Planungsgrundlagen zu verbessern, ist damit weiterhin
hoch; der Rücklauf hat sich gegenüber der ersten Befragung noch erhöht (damals 47,4 %). Die Befragten waren im Durchschnitt 53 Jahre alt, wobei die Altersspanne zwischen 16 und 99 Jahren
liegt. Frauen beantworteten den Fragebogen etwas häufiger als Männer (52 % vs. 47%). Personen
mit einem Alter von unter 50 und über 79 Jahren sind unter den Befragten leicht unterrepräsentiert.
Personen im Alter von 50 bis 79 nahmen dementsprechend häufiger an der Befragung teil. Die
jeweiligen Wohnorte – untergliedert in die Polizeidirektionen Niedersachsens – sind alle gut
vertreten. Die meisten der 20.468 Teilnehmer beantworteten die Fragen zu ihrer Person, wenige
machten diesbezüglich keine Angaben.