Inhaltszusammenfassung:
In Deutschland werden jährlich circa 3,5 Millionen Menschen wegen
chronischer Wunden behandelt. Dabei entstehen schätzungsweise Kosten in
Höhe von rund fünf Milliarden Euro. Darüber hinaus ist die Versorgung der
betroffenen Patienten nach wie vor in vielen Fällen unbefriedigend.
Der komplexe Vorgang der Wundheilung wird unter anderem von einer Vielzahl
von Wachstumsfaktoren reguliert und gesteuert. Diese beeinflussen durch
verschiedene Mechanismen sowohl molekulare als auch zelluläre Vorgänge der
Wundheilung.
Das humane GDF-5 (auch als BMP-14 oder CDMP-1 bekannt) ist ein gut
charakterisiertes, hochwirksames Peptidhormon, welches die Entwicklung vieler
Zellen und Gewebe im embryonalen und reifen Stadium beeinflusst. Weiterhin
spielt GDF-5 eine entscheidende Rolle in der Umformung und Neubildung von
Blutgefäßen, Nerven und Weichgewebe und bewirkt eine erhöhte Proliferation
und Migration von 3T3 Fibroblasten in vitro. Neben der bekannten Induktion von
Knochen und Knorpel wurden inzwischen einige weitere Eigenschaften dieses
Proteins entdeckt, die eine entscheidende Rolle in der Wundheilung
übernehmen könnten.
Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der vorliegenden Studie die Wirkung
des GDF-5 in unterschiedlichen Konzentrationen auf die Heilung tief dermaler
Wunden in einem Göttinger Minipigmodell untersucht.
In der Studie wurden 60 tief dermale Wunden an Göttinger Minipigs (2,0 cm
Durchmesser, paravertebral) randomisiert mit unterschiedlichen
Konzentrationen GDF-5 behandelt. Als Trägermatrix wurde ein biodegradables
Kollagen-Vlies verwendet, in dem GDF-5 industriell standardisiert eingebunden
wurde. Die Wundheilung wurde im Verlauf einer Behandlungsdauer von 21
Tagen planimetrisch, histologisch und im Vergleich zu einer unbehandelten
Kontrollgruppe evaluiert.
In allen Gruppen war innerhalb der Behandlungsdauer ein kompletter
Wundverschluss zu beobachten. Die systematische Evaluation zeigte neben einer beschleunigten Wundheilung eine signifikante Zunahme der
Epidermisdicke und der epidermalen Zellzahl durch die Behandlung mit GDF-5
im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe. Die besten Ergebnisse im
Hinblick auf histologische Hautqualität und Geschwindigkeit der Wundheilung
konnten durch Mehrfachapplikation (insbesondere in der Gruppe mit 500 ng
GDF-5) nachgewiesen werden.
Trotz rasanter Fortschritte in der Medizin ist der Bedarf an innovativen
Verfahren zu Verbesserung der Heilungserfolge bei komplexen Wunden nach
wie vor sehr groß. Die hier gewonnen Daten bieten eine gute Voraussetzung für
weitere detaillierte Studien über die verwendeten Biomaterialen um deren
Einsatz in der Regenerativen Medizin und Rekonstruktiven Chirurgie weiter zu
evaluieren.