Inhaltszusammenfassung:
Bis zu 25% der Kinder nach kardiochirurgischem Eingriff leiden unter einem Low-Cardiac-Output-Syndrom, was sich durch eine persistierende Hypotension mit Zeichen eines kardiogenen Schocks äußert. Obwohl bereits viele Studien bezüglich der Gabe von Hydrocortison existieren, ist dessen Wirkung und Effizienz umstritten. Ziel der Arbeit war es, die Wirkung der Hydrocortison-Rescue-Therapie in der Behandlung eines Low-Cardiac-Output-Syndroms nach operativer Korrektur angeborener Herzfehler zu untersuchen und Prädiktoren für das Ansprechen zu ermitteln. Die Hydrocortison-Rescue-Therapie erfolgte entsprechend der Leitlinie von Millar et al. (2006), welche bei therapierefraktärer Hypotension eingesetzt wird. Retrospektiv wurden 166 Patienten zwischen 2000 und 2010 untersucht, die in Folge eines postoperativ aufgetretenen Low-Cardiac-Output-Syndroms mit der Hydrocortison-Rescue-Therapie behandelt wurden. Als Dosisregime wurden 100 mg/m²KOF/d Hydrocortison über 2 Tage mit anschließendem Weaning über 2-5 Tage eingesetzt. Alle Patienten, die über ein Jahr alt waren, sprachen in Form einer hämodynamischen Stabilisierung auf die Hydrocortison-Rescue-Therapie an, während 18% der unter Einjährigen keine positive Reaktion auf die Hydrocortisongabe zeigten. In dieser Gruppe der Non-Responder war eine erhöhte Mortalität festzustellen. Der mittlere arterielle Blutdruck stieg in der Kohorte der Responder nach 12 Stunden signifikant an. Der Katecholaminbedarf, abgebildet durch den Vasoactive Inotropic Score, und die Herzfrequenz fielen bei den Respondern innerhalb von 12 Stunden nach Beginn der Hydrocortison-Rescue-Therapie signifikant ab. Bei den Respondern konnte bzgl. der Diurese nach 12 Stunden ein signifikanter Anstieg der Diurese nachgewiesen werden. Bei der Laktatkonzentration konnte nach 12 Stunden bei den Respondern eine nicht signifikante Reduktion nachgewiesen werden. Zum Zeitpunkt der Initiierung der Hydrocortison-Rescue-Therapie stellten ein niedriger Pediatric Risk of Mortality Score und eine niedrige Laktatkonzentration Prädiktoren für ein Ansprechen auf die Hydrocortison-Rescue-Therapie dar, weitere Prädiktoren konnten nicht festgestellt werden. In der Gruppe der über Einjährigen konnten keine Non-Responder differenziert werden und daher auch keine Prädiktoren für das Ansprechen auf die Hydrocortison-Rescue-Therapie ermittelt werden. Nebenwirkungen waren in unserem Kollektiv nicht nachweisbar. Die Gruppe der Non-Responder wies bereits zu Beginn der Hydrocortison-Rescue-Therapie höhere Laktatkonzentrationen und höhere Werte des Pediatric Risk of Mortality Score auf als die Responder. Da bei dem Kollektiv der Non-Responder auch ein höherer Risk Adjustment for Congenital Heart Surgery Score und somit komplexere operative Eingriffe vorlagen, spricht dies für eine schlechtere Ausgangslage und eine gravierendere Beeinträchtigung des Gesamtorganismus dieser Patientengruppe. Insgesamt spricht unsere Studie an einem großem Patientenkollektiv für die Sicherheit und Wirksamkeit der Hydrocortison-Rescue-Therapie im Kindesalter. Bei der großen Mehrzahl der Patienten ließ sich eine Stabilisierung der Hämodynamik und der Organfunktionen verzeichnen. Weitere prospektive Arbeiten sollten folgen, um die Ergebnisse zu bestätigen und die optimale Dosis von Hydrocortison festzulegen, die für Kinder mit Low-Cardiac-Output-Syndrom nach Kardiochirurgie benötigt wird.