Inhaltszusammenfassung:
Kieferorthopädische Apparaturen, die über ein Kopplungselement (Abutment) mit einem Miniimplantat im Knochen verankert sind, besitzen ein breites Anwendungsspektrum, sind sofort belastbar und von der Compliance des Patienten weitgehend unabhängig. Beim tomas® System (Fa. Dentaurum, Ispringen, Deutschland) aus Miniimplantaten, Abutments, Transferkappen und zugehörendem Instrumentarium erfolgt die Kopplung zwischen Miniimplantat und Abutment bzw. Transferkappe über einen neuartigen Steckmechanismus, der weder durch eine Klebeverbindung noch durch eine Ligatur gesichert werden muss. Zu der Belastbarkeit dieser Steckverbindung gegenüber Zugkräften lagen bislang keine Untersuchungen vor.
In der vorliegenden Studie wurden die Kräfte gemessen, die zum Abzug eines tomas®-abutments universal bzw. einer Transfer-Cap von den zwei unterschiedlichen Miniimplantat-Designs tomas®-pin SD bzw. tomas®-pin EP benötigt werden. Von den Transferkappen lagen Prototypen aus Polyamid, Polypropylen, Polyethylen, ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisat) und Polycarbonat vor. Die Abutments und Transferkappen wurden sowohl vertikal, d. h. in der Längsachse des Miniimplantats, als auch in einem Winkel von 45 Grad zur Längsachse abgezogen. Die Abzüge und die Messung der hierfür erforderlichen Kräfte in Newton (N) erfolgten mithilfe einer servohydraulischen Materialprüfmaschine. Pro Versuchsreihe wurden jeweils zehn Transferkappen zehnmal bzw. zehn Abutments zwanzigmal vom selben tomas®-pin abgezogen, um ein mögliches Nachlassen der Abzugskraft beim wiederholten Gebrauch zu erfassen. Insgesamt wurden 800 Abzüge von Abutments und 2.000 Abzüge von Transferkappen durchgeführt. Die Messwerte wurden deskriptiv statistisch ausgewertet. Unterschiede in den einzelnen Messreihen wurden auf ihre statistische Signifikanz untersucht (t-Test, Mann-Whitney-Test; Signifikanzniveau p ≤ 0,05).
Die mittleren Kräfte bei Abzügen der Abutments lagen beim ersten vertikalen Abzug zwischen 6 N und 8 N, beim ersten schrägen Abzug bei 55 N für den tomas®-pin SD und bei 23 N für den tomas®-pin EP. Die Konstellation von geringen Kräften bei vertikalen und hohen Kräften beim schrägen Abzug entspricht der klinischen Notwendigkeit: Das Anbringen und die Entfernung eines Abutments sind in vertikaler Richtung leicht
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möglich. Bei schräg einwirkenden Traktionskräften unter kieferorthopädischer Belastung besteht jedoch eine hohe Stabilität, die ein Abgleiten des Abutments verhindert.
Bei den nacheinander mit dem gleichen Abutment gemessenen Abzugskräften kam es zwischen dem ersten und zweiten schrägen Abzug zu einer statistisch signifikanten Reduktion der Abzugskräfte. Danach fand lediglich beim tomas®-pin SD noch eine statistisch signifikante, jedoch deutlich geringer ausgeprägte Abnahme der Messwerte statt. Auch am Ende der Abzugsserien waren die Abzugskräfte für die in der Kieferorthopädie einwirkenden Belastungen ausreichend.
Bei den Transferkappen lagen die maximalen Abzugswerte in einer Größenordnung von etwa 5 N und somit in dem für eine Abformung geeigneten Bereich. Die schrägen Abzugskräfte waren statistisch signifikant höher als die vertikalen Abzugskräfte. Die Abzugskräfte bei Transferkappen vom tomas®-pin SD waren signifikant geringer als die vom tomas®-pin EP. Bei Transferkappen aus Moplen® wurden besonders beständige Abzugskräfte gemessen. Diese Eigenschaft ist für den klinischen Einsatz ideal.
Die vorliegenden Daten dokumentieren eine stabile Verbindung zwischen tomas®-pin und Abutment bei schräg einwirkenden Traktionskräften. Geringere vertikale Abzugskräfte ermöglichen eine unproblematische Fixierung bzw. Lösung eines Abutments. Zur Herstellung von Transferkappen ist das Polymer Moplen® besonders geeignet.