Inhaltszusammenfassung:
Einem Zustand der Mangelernährung wird trotz vielfältig zur Verfügung stehender Screening-und Assessmentinstrumente bislang, vor allem im stationären Bereich, zu wenig Beachtung geschenkt. Auch die Tatsache, dass viele Patienten erst im poststationären Verlauf ein Ernährungsrisiko entwickeln können wird unterschätzt. Negative Auswirkungen auf das klinische Outcome in diversen Zeitabständen wurden in zahlreichen Fachbereichen durch Studien belegt, nicht jedoch speziell im Bereich der septischen Unfallchirurgie. So wurde in dieser Studie ein Zeitraum von acht Wochen und sechs Monaten gewählt, um eine erneute Prävalenz zu erheben sowie den Einfluss der Mangelernährung auf das klinische Outcome aufgezeigt zu bekommen. Die Prävalenz nahm unter Berücksichtigung sinkender Teilnehmerzahlen nach dem NRS von ehemals 31,3% auf 15,6% nach acht Wochen und 17,6% nach sechs Monaten ab. Eine 2,7-fach (acht Wochen) beziehungsweise 2-fach (sechs Monate) höhere Prävalenz ergaben Ergebnisse im MNA-LF. Eine gute Übereinstimmung zeigten die Gesamtergebnisse beider Screeninginstrumente ab einem Alter > 60. Ein Zustand der Mangelernährung begleitete circa 2/3 der Patienten, die einen NRS ≥ 3 bei Drittbefragung aufwiesen, konsequent im Laufe von sechs Monaten, circa 1/3 entwickelte erst im Verlauf ein Ernährungsrisiko. Signifikante Unterschiede in den Gruppen des NRS in Bezug auf negative Auswirkungen auf das klinische Outcome konnten einzig in der Re-Hospitalisationsrate zu beiden Befragungszeitpunkten, in der Komplikationsrate nach acht Wochen sowie in der einer schlechteren Lebensqualität in 7 von 9 Dimensionen des SF-36 nach sechs Monaten aufgezeigt werden. Besonders hohe Prävalenzen fanden sich unter Patienten älter als 60 Jahre, multimorbiden, in der Mobilität eingeschränkten sowie körperlich-sportlich inaktiven Patienten und welchen mit festgestellter Polypharmazie.
Signifikant höhere Komplikationsraten und Schmerzbewertungen sowie längere Arbeitsunfähigkeiten präsentierten sich unter Patienten mit verzögerten Heilungsverläufen. Darunter war jeder Dritte mangelernährt. Diesem Zustand sowie der Problematik, dass Patienten auch im poststationären Verlauf ein Risiko für Mangelernährung entwickeln können, im stationären Screening aber unentdeckt bleiben, sollte größere Beachtung geschenkt werden.