Inhaltszusammenfassung:
Das Hepatozelluläre Karzinom stellt eines der häufigsten Tumorarten weltweit dar. Da es häufig erst spät in seinem Krankheitsverlauf diagnostiziert wird, bringt es eine schlechte Prognose und eine sehr häufige Todesursache durch Krebs mit sich.
Das Ziel dieser retrospektiven Studie war es, den Einfluss von verschiedenen Faktoren auf das Gesamtüberleben und rezidivfreie Überleben, bei Patienten die eine Lebertransplantation aufgrund eines Hepatozellulären Karzinoms erhalten haben, zu untersuchen.
Dabei wurden 75 Patienten untersucht, die über den Zeitraum vom 1.1.2009 bis 31.12.2013, in der Klinik für AVT-Chirurgie am Universitätsklinikum Tübingen, eine Lebertransplantation aufgrund der primären Diagnose „Hepatozelluläres Karzinom“ erhalten haben.
Das Alter des Patientenkollektivs zum Transplantationszeitpunkt lag im Median bei 58 Jahren und es lag ein Geschlechtsverhältnis von 4:1, männlich zu weiblich, vor. Alle 75 Patienten litten an einer Leberzirrhose und die Ursache konnte am häufigsten bei einer äthyltoxischen Grunderkrankung (25 Patienten), gefolgt von einer HCV Erkrankung (24 Patienten) und einer HBV Erkrankung (12 Patienten) gefunden werden.
Die Patienten warteten im Median 189 Tage auf eine passende Spenderleber.
Eine präoperative „Bridging Therapie“ wurde bei 67 Patienten durchgeführt, wobei die Transarterielle Chemoembolisation bei 40 Patienten mit Abstand am häufigsten durchgeführt wurde. Postoperativ konnte bei 53 Patienten histologisch ein HCC bestätigt werden, wovon bei 35 Patienten der Tumor innerhalb der Milano Kriterien eingestuft wurde.
Nach einem mittleren Follow Up von 50 Monaten starben 11 Patienten und nur 2 Patienten erhielten ein Tumorrezidiv. Elf Patienten verloren ihr Transplantat, wovon 10 Patienten retransplantiert werden konnten.
Das Gesamtüberleben der Patienten lag nach 1 Jahr bei 88% und nach 5 Jahren bei 83%. Das rezidivfreie Überleben nach 1 Jahr bei 99% und nach 5 Jahren bei 96%.
Das Überleben in dieser Studie wird von der Wartezeit auf ein passendes Spenderorgan beeinflusst. Die Patienten mit einer Wartezeit kürzer als 1 Jahr hatten eine Überlebensrate von 90% und 87% nach 1 und 5 Jahren verglichen zu 84% und 67% bei längerer Wartezeit.
Die Vorbehandlung mit einer „Bridging“ Therapie beeinflusste das Langzeitüberleben nach 5 Jahren positiv mit 86% vs. 44% ohne „Bridging“.
Hinsichtlich der morphologischen Auswahlkriterien konnten Langzeitüberlebensraten nach 5 Jahren von 83% für Patienten innerhalb der Milano Kriterien ermittelt werden. Des Weiteren wurde der Gedanke einer möglichen Ausweitung der Selektionskriterien zu den UCSF Kriterien betrachtet. Patienten innerhalb der UCSF Kriterien hatten ein Langzeitüberleben nach 5 Jahren von 85%. Dabei stellen sich die Ergebnisse in unserer Studie deutlich besser dar als in der Literatur.
In unserer Studie wurde auch die Erweiterung der Selektionskriterien in Richtung der biologischen Parameter genauer untersucht. Bei Betrachtung des biologischen Markers Alphafetoprotein lag das Langzeitüberleben nach 5 Jahren bei einem AFP < 20µg/l bei 85%, wohingegen bei einem AFP > 20 µg/l lediglich 60% erreicht werden konnten.
Der Differenzierungsgrad des Tumorgewebes stellt einen weiteren signifikanten Faktor dar. Die Patienten mit einem Differenzierungsgrad G1 und G2 hatten, mit 87% und 96% Überleben nach 1 Jahr, signifikant bessere Ergebnisse als Patienten mit G3 und einem 1-Jahres-Überleben von lediglich 50%. Das Grading hatte ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf das rezidivfreie Überleben. Dabei betrug das rezidivfreie Überleben nach 1 Jahr bei Patienten mit G1 und G2 100% und bei Patienten mit G3 lediglich 75%.
Die Lebertransplantation hat sich als beste kurative Option für Patienten mit HCC und Leberzirrhose bestätigt. Die kurz- und langfristigen Ergebnisse nach Lebertransplantation bei HCC in Tübingen sind exzellent und deutlich besser als in der Literatur angegeben.