Inhaltszusammenfassung:
Sturzereignisse bei IPS-Patienten können zu erheblicher Lebenseinschränkung, z. B. durch Frakturen, längeren Krankenhausaufenthalten und konsekutiver Inaktivitätsneigung führen. Um diese zu verhindern gewinnen Präventionsmaßnahmen eine besondere Bedeutung, die durch die Kenntnisse der Einflussfaktoren auf Stürze entwickelt werden können. Die bei älteren Personen bekannten Einflussfaktoren auf Stürze sind – neben dem Alter per se und auch weiteren Faktoren – weibliches Geschlecht, Depression, Sturzangst, motorische und kognitive Einschränkungen und White Matter Lesions. Darüber hinaus haben die periventrikulären, tiefen frontalen und parietalen Regionen zentrale Bedeutung in der Regulation von Gang und Gleichgewicht und deren Schädigung beispielsweise durch WML kann zu Stürzen führen. WML können somit als eine Hilfestellung beim Lokalisieren von Sturzereignissen im Gehirn dienen.
In der vorliegenden Arbeit wurden Einflussfaktoren auf Stürze bei 50 IPS-Patienten untersucht. Es wurden sowohl die demographischen und klinischen Einflussfaktoren als auch die beiden Haupteinflussfaktoren der WML-Analyse (SCHELTENS-Skala-Gesamtscore und WAHLUND-Skala-rechts-links-Differenz-Betrag) mit dem Auftreten von Stürzen in der beschriebenen Kohorte in Beziehung gesetzt. Auch wurde eine Analyse von hirnareal-spezifischen WML mittels Stepwise-Backward-Modell und Regressionsmodellen durchgeführt. Es wurden die Ausprägung der WML in bestimmten Hirnregionen mit dem Auftreten von Stürzen in der beschriebenen Kohorte in Beziehung gesetzt.
Es konnte eine signifikante Assoziation zwischen Stürzen und Sturzangst festgestellt werden. Die Ursache dieses Zusammenhangs ist nicht gut verstanden. Es gibt Hinweise, dass Sturzangst die posturale Stabilität negativ beeinflusst und dadurch zu Stürzen führen kann. Im Gegensatz zu bestehender Literatur wurde in dieser Arbeit in IPS-Patienten keine Assoziation von anderen Einflussfaktoren mit Stürzen gefunden. Dies unterstützt, dass Stürze multifaktoriell bedingt sind.
In der seitenabhängigen Analyse nach WAHLUND war der Subscore der WML im links-temporalen Hirnareal signifikant mit dem Vorkommen von Stürzen assoziiert. Diese Assoziation kann durch Beeinflussung von Gedächtnis, Navigationsfähigkeit, Orientierung, auditiver Verarbeitung und Angstkonditionierung erklärt werden, da diese Fähigkeiten in diesem Hirnareal ‚durchgeführt‘ werden und zumindest für einen Teil dieser Fähigkeiten Hinweise für eine Lateralisierung bestehen.
Nachfolgende Studien sollten mit größerer Studienteilnehmerzahl und vermehrt quantitativen Messungen v. a. im Bereich klinischer Parameter durchgeführt werden, um die Einflussfaktoren auf Stürze bei dieser Modellkrankheit besser zu verstehen.