Inhaltszusammenfassung:
Platynereis dumerilii ist ein meeresbewohnender Annelid mit einer kosmopolitischen
geographischen Verbreitung. Wegen seiner Ursprünglichkeit und phyletischen Position
ist Platynereis ein bemerkenswerter Modellorganismus für die Biologie der
Invertebraten.
Ich habe in meiner Doktorarbeit das einfache Nervensystem dieses Wurms untersucht.
Ich habe einen elektronmikroskopischen Datensatz benutzt um die apikale
Gehirnstruktur (das größte neurosekretorische Zentrum der Larve) und die
Motorneuronen für die ziliäre Fortbewegung zu rekonstruieren. Durch die Erforschung
dieser Gehirnstrukturen hatte ich die Möglichkeit, zwei wichtige Arten der
Signalübertragung – synaptische und peptiderge – im Larvengehirn zu studieren.
Ich habe eine Calcium-Imaging-Methode in Platynereis entwickelt, um die Funktion der
rekonstruierten neuronalen Schaltkreise zu analysieren, und um das larvale Verhalten
zu verstehen. Außerdem habe ich transgene Marker, Antikörperfärbung, und
Einzelzelltranskriptom-Daten benutzt, um einzelne Neurone des Netzwerks zu
identifizieren. Das Calcium-Imaging ergab, dass ein autonomes Netzwerk von
Motorneuronen die Zilienaktivität reguliert, wobei Neurone mit unterschiedlichen
Neurotransmitterprofilen auch unterschiedliche Aufgaben erfüllen (z. B. das Schwimmen
beginnen oder enden zu lassen).
Das apikale Nervensystem von Platynereis besteht aus 70 sensorischen Neuronen und
8 Interneuronen. Es gelang mir, mehrere Neurone eindeutig zu identifizieren und ihre
peptiderge Identität zu bestätigen. Ich habe die elektronmikroskopische Rekonstruktion
als Referenz benutzt und ein Netzwerk von Peptiden und Rezeptoren ergänzt. Meine
Kollegen und ich haben ein locker verbundenes peptiderges Netzwerk entdeckt, das
sowohl synaptisch als auch chemisch mit dem Rest des Nervensystems verbunden ist.
Ich konnte durch Calcium-Imaging den neuromodulatorischen Effekt eines der
Neuropeptide analysieren und zeigen, wie die sensorische Information aus dem
apikalen Nervensystem die ziliäre Fortbewegung reguliert.
Insgesamt trägt die vorliegende Arbeit dazu bei, larvales Verhalten und das
zugrundeliegende larvale Nervensystem besser zu verstehen. Ich habe Konnektomik
mit funktionellen Analysen kombiniert, um die „primäre Sprache des Nervensystems“ zu
entziffern.