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Vollwanddefekte im Gastrointestinaltrakt (GIT) stellen ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar. Sie treten meist als Komplikation einer iatrogenen Maßnahme oder Erkrankung auf. Über viele Jahre hinweg war die Therapie hauptsächlich offen chirurgisch. Die Chirurgie gilt immer noch als der Goldstandard. Verbunden mit der chirurgischen Therapie sind allerdings Operationsrisiken, die Notwendigkeit einer Vollnarkose sowie möglicherweise eine verlängerte Rekonvaleszenz.
Spätestens seitdem Binmoeller et al. 1993 erstmals eine iatrogene Perforation mit einem TTSC (Through-the-scope-Clip) im Magen verschließen konnten, kamen zunehmend primär verschließende, endoskopische Therapiealternativen auf. Mehrere Studien verglichen diese bereits mit der operativen Therapie und konnten zeigen, dass primär verschließende, endoskopische Verfahren eine Alternative zur operativ, chirurgischen Therapie darstellen. Zu diesen Verfahren zählen Stents, TTSC und seit 2006 auch der OTSC (Over-the-Scope)-Clip.
Diese retrospektive Analyse untersucht die Therapie von auf benignen Prozessen beruhenden Vollwanddefekten, die mit OTSC, TTSC und Stent versorgt wurden. Die Ergebnisse des OTSC-Clips, TTSCs und des Stents wurden mit denen der Literatur verglichen. Es ist die erste Studie dieser Art, bei der die Therapieergebnisse des OTSC, TTSC und Stents in einer Studie gemeinsam untersucht werden. Der Untersuchungszeitraum lag zwischen dem 02.01.2004 und dem 20.06.2011. In diesem Zeitraum wurden 77 Defekte initial mit primär verschließenden, endoskopischen Verfahren behandelt und erfüllten die Einschlusskriterien der Studie.
Es wurden 40 Perforationen (fünfmal TTSC, 14-mal OTSC, 21-mal Stent), 13 akute Anastomoseninsuffizienzen (zweimal TTSC, viermal OTSC, siebenmal Stent), elf Fisteln oder chronische Nahtinsuffizienzen (einmal TTSC, achtmal OTSC, zweimal Stent) behandelt und 13 Adaptationen perforationsgefährdeter Läsionen (fünfmal TTSC, achtmal OTSC) durchgeführt. Perforationen konnten zu 85 % (TTSC 100%, OTSC 78,6%, Stent 85,7%), akute Anastomoseninsuffizienzen zu 38,5 % (TTSC 50%, OTSC 75 %, Stent 14,3%) und Fisteln und chronische Nahtinsuffizienzen zu 45,5 % (TTSC 100%, OTSC 50 %, Stent 0%) primär erfolgreich verschlossen werden. Die Adaptationen perforationsgefährdeter Läsionen waren alle erfolgreich.
Die Analyse der Ergebnisse im Vergleich mit der Literatur ließ die Schlussfolgerung zu, dass OTSC, TTSC und Stent geeignete Verfahren sind, um Vollwanddefekte im GIT zu therapieren. Der OTSC-Clip scheint besonders bei der Therapie von Perforationen geeignet zu sein. Bei chronischen Vollwanddefekten zeigen primär verschließende endoskopische Verfahren Schwächen. Die Therapie von akuten Anastomoseninsuffizienzen scheint mit primär verschließenden, endoskopischen Verfahren noch nicht optimal zu sein. Hier zeigt sich mit dem Endo-VAC-Verfahren eine viel versprechende endoskopische Alternative. Zudem scheint der Therapieerfolg bei zunehmender Defektgröße abzunehmen. |
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