Inhaltszusammenfassung:
Einleitung: Patienten mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis haben oft einen komplexen Hilfebedarf. Bisher mangelt es an naturalistischen, prospektiven Studien über die Versorgungsrealität dieser Patienten. Ziel dieser Arbeit war es, die Inanspruchnahme an Schizophrenie erkrankter Patienten bezüglich poststationärer, außerklinischer Hilfs- und Behandlungsmöglichkeiten für psychisch kranke Menschen im zeitlichen Verlauf und regionalen Vergleich darzustellen.
Material und Methoden: Es wurden Daten von 374 Patienten mit einer Diagnose aus dem schizophrenen Formenkreis (F20.x und F25.x nach ICD-10 und DSM-IV) aus einer prospektiven, multizentrischen Studie (ELAN-Studie) über einen Messzeitraum von zwei Jahren ausgewertet. Als Erhebungsinstrumente dienten, neben der Erhebung soziodemographischer Basisdaten, Krankheits- und Behandlungsanamnesebögen, CSSRI-D, PANSS, BeLP und GAF.
Zusätzlich wurde eine Übersicht vorhandener Hilfsangebote und ambulanter Behandlungsmöglichkeiten für psychisch kranke Menschen in den Regionen Günzburg, Ravensburg, Reutlingen und Tübingen erstellt.
Ergebnisse: Die in der Literatur bereits bekannten Hilfebedarfe Schizophrenie Kranker in Hinblick auf Ausbildung, Arbeit, Wohnen und funktionale Gesundheit spiegelten sich auch in der untersuchten Patientengruppe wieder. Nach Entlassung aus dem stationären Aufenthalt stieg die Fachspezifität der ambulanten Behandlung und die Zahl der gar nicht Behandelten fiel stark ab. Schwerer Erkrankte nahmen mehr und komplexere Hilfeleistungen in Anspruch. Die Regionen unterschieden sich sowohl in den Möglichkeiten der ambulanten Behandlung, der bestehenden Hilfsangebote, als auch in der Inanspruchnahme durch die Patienten. Viele Komplementärangebote werden nur von einem geringen Teil der Patienten in Anspruch genommen. Die Patienten unterschieden sich signifikant in Bezug auf funktionelle Gesundheit, Lebenszufriedenheit und Behandlungszufriedenheit in den Regionen.
Diskussion: Es konnte eine gute Eingliederung der Patienten in das psychiatrische Versorgungssystem gezeigt werden. Die Inanspruchnahme ambulanter, außerklinischer Angebote hängt sowohl von den regionalen Begebenheiten, als auch von individuellen Grundvoraussetzungen ab. Die unterschiedliche Inanspruchnahme in den Regionen lässt sich nicht nur durch die vorgegebenen Strukturen begründen.