Die Typ-I-Sensibilisierung auf Galaktose-alpha-1,3-Galaktose bei Jägern und Forstmitarbeitern des Naturparks Schönbuch

DSpace Repositorium (Manakin basiert)


Dateien:

Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/76915
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-769151
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-18317
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2017-07-11
Originalveröffentlichung: „Prevalence of type I sensitization to alpha-gal in forest service employees and hunters” Allergy. [Epub ahead of print] doi: 10.1111/all.13156., März 08, 2017.
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Yazdi, Amir (PD Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2017-03-24
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Zecken , Allergologie , Lebensmittelallergie , Schönbuch
Freie Schlagwörter: Fleischallergie
alpha-gal
Allergie durch Zeckenstich
Cetuximab
verzögerte Soforttypallergie
delayed anaphylaxis
tick induced allergy
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
Gedruckte Kopie bestellen: Print-on-Demand
Zur Langanzeige

Inhaltszusammenfassung:

Erkenntnisse der letzten Jahre führten zur Identifizierung des Oligosaccharids Galaktose-α-1,3-Galaktose (α-Gal) als neuartiges Allergen mit komplexen Kreuzreaktionen und hoher klinischer Relevanz. Als Glykosylierung kommt α-Gal auf Glykoproteinen aller Säugetiere, mit Ausnahme von Primaten und Menschen, vor. Eine Primärsensibilisierung des Menschen mit Ausbildung spezifischer Antikörper des Typs IgE (Anti-α-Gal-IgE) erfolgt nach bisherigem Kenntnisstand in Form von Zeckenstichen. Eine Exposition mit α-Gal kann durch Nahrungsmittel (Säugetierfleisch, Innereien, Gelatine- und Milchprodukte), aber auch durch moderne Medizinprodukte tierischen Ursprungs (monoklonale Antikörper und kolloidale Plasmaexpander) erfolgen. Klinisch präsentieren sich mit α-Gal assoziierte allergische Phänomene von generalisierter Urtikaria, Angioödemen und Dyspnoe bis hin zur vital bedrohlichen Anaphylaxie mit Kreislaufdysregulation. Die vorliegende Studie ermittelte die Prävalenz einer Typ-I-Sensibilisierung auf das Oligosaccharid Galaktose-alpha-1,3-Galaktose innerhalb eines süddeutschen Hochrisikokollektivs mit erhöhter Zeckenexposition. Im Design einer Querschnittstudie wurden 300 Jäger und Mitarbeiter des Forstbereichs aus den Landkreisen um den Naturpark Schönbuch in einer Reihenuntersuchung mittels Blutentnahme serologisch auf Anti-α-Gal-IgE untersucht und durch einen Fragebogen befragt. Es erfolgte zudem der Vergleich mit einer historischen Gruppe aus dem Jahre 1998 hinsichtlich der Entwicklung des Phänomens über die Zeit. Zuzüglich wurden innerhalb des Risikokollektivs Hinweise auf manifeste mit α-Gal assoziierte Reaktionen erfasst und evaluiert. Zudem wurden ausgewählte Faktoren hinsichtlich einer Korrelation bezüglich einer Seropositivität und der Höhe der Labortiter überprüft. Die Prävalenz einer Sensibilisierung innerhalb des Hochrisikokollektivs präsentierte sich mit 35,0% bei dem gebräuchlichen Grenzwert von Anti-α-Gal-IgE ≥0.1 kU/l. Hinsichtlich des in der allergolgischen Routinediagnostik angewendeten Grenzwertes von Anti-α-Gal-IgE≥0,35 kU/l, verblieben 19,3% als seropositiv zu klassifizieren. Die Sensibilisierung auf α-Gal trat im vorliegenden Kollektiv alters – und geschlechtsunabhängig auf. Die Analyse der historischen Kontrollgruppe ergab eine nahezu identische Prävalenz, was darauf hinwies, dass dieses Phänomen trotz junger Forschung höchstwahrscheinlich kein neu aufgetretenes Phänomen darstellt. Angesichts steigender Zeckenpopulationen innerhalb der letzten Jahre, zeichnete sich vor diesem Hintergrund innerhalb des untersuchten 15-Jahres-Abschnitts jedoch auch keine steigende Tendenz des Phänomens ab. Trotz hoher Sensibilisierungszahlen konnte fragebogenbasiert nur bei 1,4% ein Verdacht auf eine manifeste allergische Reaktion festgestellt werden. Es handelte sich bei der überwiegenden Mehrheit also um klinisch inapparente Sensibilisierungen. Die Analyse der korrelierenden Faktoren mit den Serumtitern ergab, dass sich unter Atopikern signifikant mehr Sensibilisierte und höhere Labortiter fanden. Zudem konnte eine signifikant positive und als stark einzustufende Korrelation der Titer des Anti-α-Gal-IgEs und der Höhe des Gesamt-IgEs gezeigt werden. Des Weiteren konnte ein Zusammenhang mit aktuellen Zeckenstichen nachgewiesen werden. Probanden die innerhalb des letzten Jahres ein Stichereignis datierten wiesen signifikant höhere Laborwerte auf als Studienteilnehmer ohne Zeckenkontakt. Auch die Anzahl der Stichereignisse innerhalb der letzten 12 Monate zeigte eine signifikante positive Korrelation, welche jedoch lediglich als schwach einzustufen war. Die Studie zeigte, dass eine Typ-I-Sensibilisierung auf α-Gal innerhalb des gewählten süddeutschen Risikokollektivs mit hoher Zeckenexposition häufig vorkommt. Es wurde die bislang höchste Prävalenz unter allen epidemiologischen Studien weltweit festgestellt. Der Zusammenhang mit einer generellen Neigung für die Entwicklung von Allergien im Sinne einer Atopie und die Korrelation mit kürzlich stattgefundener Zeckenstichen sowie der Anzahl an Zeckenstichereignissen repräsentierten das aktuelle Krankheitsverständnis auch im Zusammenhang mit heimischen Zeckenspezies. Die Studie konnte außerdem verdeutlichen, dass eine Sensibilisierung im Sinne einer Anti-α-Gal-IgE-Bildung nicht mit einer klinisch manifesten Allergie gleichzusetzen ist. Für den hohen Anteil sensibilisierter Probanden innerhalb des süddeutschen Hochrisikokollektivs ist es jedoch bislang nicht möglich auf der Basis einer klinisch inapparenten Seropositivität eine Prognose hinsichtlich potenziell lebensbedrohlicher Anaphylaxien im Zusammenhang mit unterschiedlichen α-Gal Determinanten im menschlichen Umfeld zu geben.

Das Dokument erscheint in: