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Als wesentlicher Bestandteil aller Membran- und Sekretphospholipide (Phosphatidylcholin, Sphingomyelin), sowie als Vorläufermolekül des Neurotransmitters Acetylcholin, spielt Cholin eine bedeutende Rolle in der Differenzierung und Funktion des zentralen Nervensystems. Tierstudien legen nahe, dass insbesondere die adäquate Cholinversorgung in einer frühen perinatalen Phase essentiell für die Entwicklung kognitiver Leistungen ist. Während die Bedeutung des Cholins für die fetale und neonatale Entwicklung allgemein anerkannt ist, wurde seiner Rolle in der Ernährung Frühgeborener bisher nicht viel Aufmerksamkeit zuteil.
Ziel dieser Arbeit war es, einen möglichen Zusammenhang zwischen der Versorgung Frühgeborener mit Cholin und der neurokognitiven Entwicklung dieser Kinder aufzuzeigen. Dazu wurde die tatsächliche Cholinzufuhr im Rahmen des postnatalen Klinikaufenthalts von 93 in den Jahren 2006 und 2007 am Universitätsklinikum Tübingen geborenen Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von < 1000 g oder einem Gestationsalter von < 28 SSW aus den Patientenkurven ermittelt. Zusätzlich wurde die Versorgung mit weiteren Mikro- (Folsäure, Methionin) und Makronährstoffen (Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate) untersucht. Es wurde deutlich, dass die Zufuhr an Makronährstoffen unter den 2006/2007 am Uniklinikum Tübingen gültigen Ernährungsregimes die Anforderungen der damals gültigen Ernährungsleitlinien erfüllte, während hingegen die Gesamtcholinzufuhr innerhalb der ersten 28 Lebenstage nur in 2% der Fälle im Bereich der berechneten adäquaten Zufuhr von mindestens 27,4 mg/kg/d lag. Diese Unterversorgung mit Cholin war einerseits der Unreife des Gastrointestinaltrakts der Extremfrühgeborenen geschuldet, welche einen enteralen Nahrungsaufbau teilweise stark verzögerte. Zum anderen traten bei einzelnen Frühgeborenen durch die Unreife bedingte Komplikationen wie NEC oder fokale intestinale Perforationen auf, welche eine enterale Cholinzufuhr weiterhin erschwerten, oder sogar durch septische Komplikationen zusätzlich eine Verminderung der parenteralen Fettzufuhr mit nachfolgender Verminderung der parenteralen Cholinzufuhr bewirkten.
Für die Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs zwischen der postnatalen Cholinzufuhr und den kognitiven Leistungen der Frühgeborenen wurden Daten herangezogen, die im korrigierten Alter von durchschnittlich 22,3 Monaten im Rahmen einer neuropädiatrischen Routine-Untersuchung mithilfe der Bayley Scales of Infant and Toddler Development (Second Edition, BSID-II) im Sozialpädiatrischen Zentrum der Universitätskinderklinik Tübingen erhoben worden waren. Dabei erzielten jene 48 der ursprünglich 93 Kinder (Dropout-Rate 45%), für die zuverlässige Daten vorlagen, mit einem mittleren mentalen Entwicklungsindex (MDI) des BSID-II von 95,5 (± 11,9) einen leicht unterdurchschnittlichen Wert. Obwohl Cholin bei Tier und Mensch essentiell für die neurokognitive Entwicklung ist, konnte in unserer kleinen Studie kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Cholinzufuhr und den kognitiven Leistungen der Frühgeborenen im BSID-II im Alter von knapp 2 Jahren nachgewiesen werden. Dies lag vermutlich an der geringen Fallzahl (N=48). Außerdem wurde eine adäquate Cholinzufuhr nur bei einem so geringen Teil der Patienten erreicht, dass die Frage, ob Kinder mit einer adäquaten Cholinzufuhr eine bessere kognitive Entwicklung zeigen, in dieser Studie nicht beantwortet werden kann.
Es sind folglich in der Zukunft weitere prospektive Studien mit ausreichender Fallzahl notwendig, um die optimale Versorgung von Frühgeborenen mit Cholin und deren mögliche Auswirkung auf die neurokognitive Entwicklung zu erforschen. |
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