Stellenwert der Navigation in der Becken- und Acetabulumchirurgie : Systematische Literaturanalyse und Umfrage unter den unfallchirurgischen Kliniken Deutschlands

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/76158
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-761584
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-17560
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2017
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Ochs, Gunnar (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2017-04-07
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Navigation , Chirurgie , Operationstechnik
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die navigierten Operationsverfahren spielen in der Medizin eine zunehmende Rolle. In der Becken- und Acetabulumchirurgie besitzen sie das Potential bei der perkutanen Schraubenplatzierung im Vergleich zum Verfahren unter Standardfluoroskopie eine präzisere Schraubenplatzierung bei gleichzeitiger Einsparung der Strahlendosis zu ermöglichen. Zusätzlich liefern sie eine bessere Darstellung des Operationsgebiets und eine einfachere intraoperative Verfügbarkeit, wodurch die Orientierung für den Operateur und letztlich die Implantatplatzierung erleichtert werden, allerdings nur unter Berücksichtigung diverser Limitationen und entsprechender Expertise des Operateurs. Ziel der Arbeit war es anhand einer deutschlandweit durchgeführten Umfrage aller unfallchirurgischen und orthopädischen Abteilungen kombiniert mit einer strukturierten Literaturrecherche den aktuellen Stellenwert der Navigation (2D-, 3D-, CT-Navigation) in der Becken- und Acetabulumchirurgie zu erarbeiten. Neben einer strukturierten Literaturanalyse wurden 574 deutsche Kliniken kontaktiert, worunter sich 150 Kliniken mit gültigen Fragebögen zurückmeldeten. Der Fragebogen wurde dahingehend konzipiert, dass sich die Kliniken den drei Institutionsarten Universitätsklinik, Lehrkrankenhaus oder BG-Klinik bzw. den drei Arten des Traumazentrums gemäß des Traumanetzwerks der DGU (überregional, regional und lokal) zuordnen ließen um anschließend Aussagen über die Versorgungsstruktur treffen zu können. Die Umfrage ergab, dass 86 % der Universitätskliniken, 80 % der BG-Klinken und 52 % der Lehrkrankenhäuser bzw. 76 % der überregionalen Traumazentren und 50 % der regionalen und lokalen Traumazentren an ihrer Klinik ein Navigationssystem zur Verfügung stehen haben. Bei der operativen Versorgung von Beckenfrakturen (bzw. Acetabulumfrakturen) gaben davon 64 % (bzw. 50 %) der Universitätskliniken, 40 % (bzw. 40 %) der BG-Kliniken und 52 % (bzw. 7 %) der Lehrkrankenhäuser sowie 42 % (bzw. 33 %) der überregionalen Traumazentren und 58 % (bzw. 5 %) der regionalen Traumazentren an das Navigationssystem anzuwenden. Bei den Lehrkrankenhäusern bzw. lokalen Traumazentren waren dies deutlich weniger. Darunter gaben Universitätskliniken bzw. überregionale Traumazentren am häufigsten an jährlich 11 – 15 Patienten mit Beckenringfrakturen navigiert zu versorgen, während Lehrkrankenhäuser bzw. regionale Traumazentren am häufigsten 6 – 10 Patienten pro Jahr angaben. Die Zahl der jährlich navigiert versorgten Acetabulumfrakturen lag etwas tiefer. Eine eindeutig präferierte Navigationsart an deutschen Kliniken stellte sich nicht heraus, jedoch kommt die 3D-Navigation etwas häufiger als die 2D-Navigation zum Einsatz, während die CT-Navigation nur in Einzelfällen Anwendung findet. Dies deckt sich mit der in der Studienlage erkennbaren Verdrängung der CT-basierten Navigation zugunsten der 3D-Navigation. Unter den verschiedenen Navigationsarten besitzt die 3D-Navigation einen besonderen Stellenwert, da sie die Vorteile der verschiedenen Navigationsarten kombiniert. Sie vereint die Praktikabilität und intraoperativ einfache Verfügbarkeit der 2D-Navigation mit der hohen Bildqualität und konsekutiv erhöhten Präzision bei der Schraubenplatzierung der CT-Navigation. Die häufigsten Vorteile der Navigation wurden von den Kliniken in der erhöhten Präzision bei der Implantateinbringung und der Strahlenreduktion gesehen. Limitationen bildeten technische Schwierigkeiten und eine unzureichende Bildqualität, die bereits bei knapp der Hälfte der Kliniken zum vorzeitigen Abbruch der Navigation geführt haben. Ob sich die Navigation in der Becken- und Acetabulumchirurgie in Zukunft als Standardverfahren etablieren wird, konnten sich 64 % der Universitätskliniken, 60 % der BG-Kliniken und hingegen nur 24 % der Lehrkrankenhäuser (p = 0,006) bzw. 51 % der überregionalen Traumazentren und lediglich 23 % der regionalen und 20 % der lokalen Traumazentren vorstellen (p = 0,067). Zusammenfassend ergab die Analyse der aktuellen Studienlage zusammen mit den Ergebnissen der Umfrage, dass Navigationssysteme in der Beckenring- und Acetabulumchirurgie zunehmend an Bedeutung gewinnen, jedoch noch nicht flächendeckend als Standardverfahren an deutschen Kliniken eingesetzt werden. Trotz der genannten Vorteile limitieren ein struktureller und personeller Mehraufwand, technische Schwierigkeiten sowie erhöhte Anschaffungs- und Wartungskosten den Einsatz der Navigationsverfahren, sodass die Navigation bisher vor allem großen Zentren (überregionale Traumazentren bzw. BG- und Universitätskliniken) vorbehalten ist. Zur weiteren Beurteilung und Etablierung der Navigationssysteme als Standardverfahren an deutschen Kliniken sind weitere kontrollierte randomisierte Studien in prospektivem Design erforderlich.

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