Inhaltszusammenfassung:
Idiopathische generalisierte Epilepsien zeichnen sich durch oft typische epileptische
Anfälle ohne strukturelle Veränderungen des Gehirns aus. Die Ursache liegt in
genetischen Veränderungen, häufig von Ionenkanalgenen. Zur Aufklärung der
Pathogenese dieser Mutationen werden verschiedenste heterologe in vitro und in vivo
Modelle genutzt. Trotz enormer Erkenntnisgewinne durch diese Modelle sind die
genauen Zusammenhänge zwischen Epilepsie-assoziierten Mutationen und der
eigentlichen Anfallsentstehung noch teilweise unklar. Mit Hilfe der von Takahashi et
al., (2007) vorgestellten Methode, der Reprogrammierung von Fibroblasten in
pluripotente Stammzellen, kann ein patientenspezifisches, humanes in vitro Zellmodell
zur Untersuchung von Epilepsie-assoziierten Mutationen generiert werden.
In dieser Arbeit wurde der Ablauf zur Erstellung eines patientenspezifischen in vitro
Zellmodells im Labor etabliert. Dieses umfasst:
1. Die Reprogrammierung von Hautfibroblasten zu induzierten pluripotenten
Stammzellen.
2. Die Differenzierung der generierten Stammzellen in neuronale Zellkulturen mit
elektro-physiologischer Aktivität.
Eine Methode zur Reprogrammierung von Hautfibroblasten durch virale Transduktion
der Transkriptionsfaktoren (OCT3/4, Sox2, Klf4, c-Myc) wurde etabliert und
angewendet. Ebenso wurden die notwendigen Zellkulturtechniken zur Kultivierung und
Charakterisierung von hIPS-Zellen verankert. Im Rahmen dieser Arbeit wurden
insgesamt sieben hIPS-Zelllinien generiert und bezüglich ihrer Pluripotenz hinreichend
charakterisiert. Darunter vier Kontrolllinien von zwei unterschiedlichen Individuen
(K1/19, K1/39 und K4/17, K4/18), sowie drei Zelllinien generiert aus einer Patientin mit
GEFS+, mit einer Mutation (Asn1735Lys) in SCN1A (P1/7, P1/11, P1/12). Zur
Charakterisierung der erstellten Zelllinien wurde die Expression von gängigen
Stammzellmarkern (Nanog, OCT3/4, SSEA4, Tra-1-81) durch immunzytochemische
Färbungen sowie relative Expressionsbestimmungen durch qPCR gezeigt. Ebenso
wurde die effektive Reprimierung eingebrachter viraler Faktoren gezeigt. Anhand der
Linie P1/12 wurde ein Differenzierungsprotokoll zur Erzeugung GABAerger Neurone
im Labor etabliert. Die zeitliche Entwicklung der Zellkulturen wurde anhand
immunzytochemischer Färbungen dokumentiert. Elektrophysiologische Ableitungen
der generierten Neurone zeigten neurontypische Na+ und K+ Ströme sowie spontane
und induzierte Aktionspotentialausbildung, deren Ausprägung noch Zeichen von unreifen Neuronen aufwiesen. Die Fähigkeit neuronale Zellen zu generieren, wurde für
die Patientenlinien sowie die Kontrolllinien K1 dokumentiert und für K4 beobachtet.
Weiterhin wurden 14 Epilepsie-assoziierte Ionenkanalmutationen (SCN1A [2], SCN2A
[9], KCNA2 [3]) per gerichteter Mutagenese generiert und für elektrophysiologische
Analysen in heterologen Modellsystemen zur Verfügung gestellt.