Inhaltszusammenfassung:
Obwohl genetische Variation für eine lange Zeit als die einzige Quelle für phänotypische
Variation angesehen wurde, sind heute epigenetische Marker als zusätzliche Quellen
für phänotypische Diversität weitestgehend anerkannt. DNA Methylierung ist ein
vererbbarer epigenetischer Marker, der in vielen Eukaryoten unverzichtbar ist für eine
Vielzahl biologischer Prozesse, einschließlich der transkriptionellen Stummschaltung
von Genen und Transposons. Darüber hinaus können Veränderungen in der DNA
Methylierung durch endogene und exogene Signale herbeigeführt werden, so dass
DNA Methylierung als Mechanismus zur Regulierung von Genexpression dienen kann.
Trotz ihrer Vererbbarkeit handelt es sich bei DNA Methylierung um einen äußerst
dynamischen
epigenetischen
Marker.
Bei
Pflanzen
und
Tieren
sind
frühe
Entwicklungsstadien gekennzeichnet durch genomweite Neuprogrammierung der DNA
Methylierung. Dies wird der Regulierung von Entwicklungsprogrammen zugeschrieben.
Nebst entwicklungsgesteuerter Veränderungen der DNA Methylierung tragen unter
anderem auch spontane Variationen und Umweltfaktoren zur Variabilität von DNA
Methylierung bei.
Frühere Pflanzenstudien erforschten, wie sich Methylierung im Laufe der Entwicklung
verändert, wobei sie sich im Allgemeinen auf frühe Entwicklungsstadien konzentrierten
und somit die Variation von DNA Methylierung zwischen sich später entwickelnden
Organen größtenteils außer Acht ließen. Diese Studie präsentiert eine detaillierte
vergleichende Analyse von DNA Methylierungsprofilen mehrerer Organe von A. thaliana
und zieht hierfür hochauflösende genomweite Karten heran, die bis auf einzelne Basen
genau DNA-Methylierung anzeigen. Die Studie kann grob in drei Teile untergliedert
werden.
Der erste Teil beinhaltet eine Pipeline für die Analyse von durch Next Generation
Sequencing-Technologien gewonnenen DNA Methylierungsdaten. Diese Pipeline
identifiziert zum einen methylierte Stellen im Genom innerhalb einzelner Proben und
sucht zum anderen nach statistischen Unterschieden in Methylierungsmustern
zwischen mehreren Proben.
-i-Der zweite Teil dieser Studie untersucht die Variabilität von DNA Methylierung zwischen
den Blättern einer einzelnen Pflanze und zielt darauf ab, zu bestimmen, ob diese
Unterschiede in DNA Methylierung ein Produkt stochastischer Varianz sind oder durch
andere Faktoren erklärt werden können. Durch den Vergleich der Methylierungsprofile
von 18 Blättern, die alle von einer einzelnen Pflanze stammen, ist es mir gelungen zu
zeigen, dass die zwischen den einzelnen Blättern beobachteten Veränderungen in der
Methylierung mit dem Entstehungszeitpunkt des jeweiligen Blattes korrelieren. Im
Vergleich mit sich in der Entwicklung befindenen Blättern zeigten zu einem früheren
Zeitpunkt entstandene Blätter einen relativen Verlust an DNA Methylierung.
Der dritte Teil dieser Studie widmet sich der Verbindung von DNA Methylierung mit
Organidentität, und im Speziellen, wie Veränderungen der DNA Methylierung zwischen
Organen mit Veränderungen in der Genexpression korrelieren. Zu diesem Zweck habe
ich
Methylierungskarten
sowie
Transkriptionsprofile
für
sechs
verschiedene
Organsysteme aus jeweils insgesamt drei Einzelpflanzen angefertigt. Meine Ergebnisse
zeigen, dass im Vergleich von reproduktiven mit vegetativen Organen genomweite
Unterschiede in der DNA Methylierung vorliegen. Ferner korrelieren manche dieser
Veränderungen mit Unterschieden in der Expression Proteinkodierender Gene.
Schließlich ist es mir gelungen, zu zeigen, dass DNA Methylierungsmarker in
regulatorischen Regionen nicht ausreichend sind, um Genexpression zu kontrollieren;
stattdessen müssen diese epigenetischen Marker an Transposons gekoppelt sein.
Zusammenfassend liefert meine Dissertation Einsichten in die Variabilität von DNA
Methylierung im Laufe der pflanzlichen Entwicklung. Ich habe verschiedene Faktoren
identifiziert, darunter Organidentität und Alter, welche zur Variabilität von DNA
Methylierung im Genom beitragen, was darauf hinweisen kann, dass DNA Methylierung
als eine zusätzliche Ebene von Genregulierung in der Pflanzenentwicklung fungiert.