Inhaltszusammenfassung:
Die Cryopyrin-assoziierten periodischen Syndrome (CAPS) sind definiert durch
wiederkehrende Episoden systemischer Entzündungsreaktionen, unter anderem
gekennzeichnet durch Fieber, Hautauschläge und sensorineurale Schwerhörigkeit.
Die Syndrome haben ihre genetischen Ursachen in Mutationen im Gen für NLRP3,
welches als Cryopyrin exprimiert wird. Cryopyrin ist einer der Hauptbestandteile des
NLRP3 Inflammasoms, wodurch die Folge dieser Mutation ein erhöhter Level an IL-
1β ist. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass eine Überaktivierung des
Inflammasoms und somit auch erhöhte IL-1β Sekretion zu einer Induktion von
myeloiden Suppressorzellen (MDSCs) führt. MDSCs sind eine heterogene
Zellpopulation des angeborenen Immunsystems und in der Lage T-Zellantworten zu
supprimieren. Dadurch nehmen MDSCs eine wichtige Rolle im Gleichgewicht
zwischen angeborener und erworbener Immunität ein. Diese Beobachtungen führten
uns zu der Hypothese, dass MDSCs in Patienten mit CAPS erhöht sein könnten,
induziert durch Faktoren, die durch das NLRP3 Inflammasom sezerniert werden.
Dadurch ist es möglich, dass MDSCs regulierend auf den Krankheitsverlauf von
CAPS Patienten Einfluss nehmen.
Hierfür studierten wir die mögliche Funktion von MDSCs in CAPS durch eine
Kombination von ex vivo und in vitro Experimenten. Wir konnten zeigen, dass
granulozytäre MDSCs (G-MDSCs), per Definition SSChigh, CD66b+, CD33+, CXCR4+,
CD16+, CD14- und HLA-DRlow, in CAPS Patienten erhöht sind im Vergleich zu
gesunden Spendern gleichen Alters. Dies konnte auch für Patienten mit effektiver
anti-IL-1 Therapie gezeigt werden. Die G-MDSCs der Patienten waren funktionell,
indem sie die Proliferation von CD4+ und CD8+ T Zellen Dosis-abhängig
supprimierten. Zusätzlich konnte eine verminderte Zytokinsekretion von IFNγ und IL-
17 gezeigt werden. Darüber hinaus konnten wir eine verminderte Ausschüttung von
IL-1β durch Monozyten beobachten, was auf eine direkt anti-inflammatorisch
Wirkung von MDSCs in CAPS Patienten hinweist. In weiteren Experimenten wurden
verschiedene Zytokine und Wachstumsfaktoren identifiziert, die im Serum der
Patienten erhöht sind. Hierzu gehören zum Beispiel GM-CSF und VEGF, von denen
bekannt ist, dass sie G-MDSCs induzieren. Diese Entdeckung wurde in in vitro
Experimenten vertieft, in denen gezeigt werden konnte, dass Mitglieder der IL-1
Familie, sowie verschiedene bei Autoinflammation erhöhte Alarmine, in der Lage
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sind, funktionelle G-MDSCs zu induzieren. Dies bedeutet wiederum, dass neben IL-
1β noch weitere Faktoren für die erhöhte Anzahl an G-MDSCs bei CAPS Patienten
verantwortlich seien dürften.
Zusammenfassend konnten wir zeigen, dass CAPS Patienten mehr G-MDSCs
besitzen als gesunde Kontrollen und dass G-MDSCs somit einen autologen
Mechanismus der Entzündungsbegrenzung darstellen. Diese Ergebnisse könnten in
Zukunft für zusätzliche Therapieoptionen autoinflammatorischer Krankheiten von
Nutzen sein.
Abstract:
Recurrent episodes of systemic inflammation are the hallmarks of cryopyrinassociated
periodic syndromes (CAPS), leading to symptoms like fever, urtricaria and
sensorineural hearing loss. Due to mutations in the NLRP3 gene, encoding for
cryopoyrin, one of the key components of the NLRP3 inflammasome, patients show
elevated levels of IL-1β. Previous studies demonstrated that the overactivation of the
inflammasome resulting in high levels of IL-1β leads to elevated numbers of myeloidderived
suppressor cells (MDSC). This innate immune cell population is
heterogeneous and able to suppress T-cell responses, which renders MDSCs key
players in the balance between innate and adaptive immunity. This led us to the
hypothesis that MDSCs might be increased in CAPS patients, due to induction of
NLRP3 inflammasome-dependent factors, being able to influence the disease
outcome by regulating the autoinflammation.
Therefore, we investigated the potential role of MDSCs in CAPS by combining ex
vivo and in vitro studies. We could show that granulocytic MDSCs (G-MDSCs),
defined as SSChigh, CD66b+, CD33+, CXCR4+, CD16+, CD14- and HLA-DRlow, were
generally elevated in CAPS patients compared to healthy age-matched controls,
even under effective anti-IL-1 therapy. Patient’s G-MDSCs were shown to be
functionally competent as they suppressed polyclonal CD4+ and CD8+ T-cell
proliferation. Also, cytokine secretion of IFNγ and IL-17 by T cells was decreased
through G-MDSCs. In addition, we could show that G-MDSCs had a direct antiinflammatory
effect by suppressing monocytic IL-1β secretion. Furthermore, several
cytokines and growth factors elevated in CAPS patients could be identified, which
were already associated with G-MDSC-induction, like GM-CSF and VEGF. These
findings were corroborated by in vitro studies showing that several IL-1 family
cytokines and autoinflammation-associated alarmins were able to induce functional
G-MDSCs, meaning that these identified factors might account for induction of G-MDSCs
in patients besides IL-1β.
Taken together, an increased G-MDSC population in CAPS might represent a so far
underappreciated autologous anti-inflammatory mechanism in autoinflammatory
conditions and might be used for therapeutic approaches in the future.