Inhaltszusammenfassung:
Nach Malaria stellt die urogenitale Schistosomiasis mit geschätzten 112 Millionen Erkrankten und einer erheblichen Morbidität in Subsahara-Afrika die in dieser Region wichtigste Parasitenerkrankung dar. Chronische Infektionen mit S. haematobium können schwerwiegende Pathologien der Harnwege und Genitalien, wie beispielsweise Ulzerationen, Ureterstenosen bis hin zu Niereninsuffizienz und Blasenkarzinomen bedingen. Schwangere Frauen stellen eine besonders gefährdete Patientengruppe dar; perinatale und –partale Mortalitätsraten, sowie Aborte sind bei infizierten Frauen häufiger und auch das Risiko einer vertikalen HIV-Transmission scheint erhöht zu sein. Die Behandlung der urogenitalen Bilharziose basiert momentan ausschließlich auf dem Medikament Praziquantel; in tierexperimentellen Studien und in vitro konnte jedoch eine vielversprechende Aktivität des Antimalariamittels Mefloquin (MQ) gegenüber Schistosomen beschrieben werden. Im Rahmen einer multizentrischen klinischen Studie (MiPPAD) wurde dessen Wirksamkeit als intermittierende präventive Behandlung gegen Malaria während der Schwangerschaft (IPTp) untersucht und mit dem aktuell zur IPTp verwendeten Medikament Sulfadoxin-Pyrimethamin (SP) verglichen. Eingebettet in diese Studie untersuchten wir die Wirksamkeit von MQ gegen S. haematobium-Infektionen in Schwangeren, wobei die SP-Gruppe als Kontrolle fungierte. Es handelte sich hierbei um eine randomisierte kontrollierte, Untersucher-verblindete klinische Studie, die als Proof of Concept-Untersuchung erste Erkenntnisse bezüglich der Wirksamkeit von MQ gegen S. haematobium-Infektionen in Schwangeren liefern sollte. Es wurden 65 Probandinnen in die Studie eingeschlossen; davon 48 in der Interventionsgruppe (MQ) und 17 in der Kontrollgruppe (SP). Die Studienteilnehmerinnen erhielten im Abstand von vier Wochen zwei Dosen des jeweiligen Studienmedikaments; als primärer Endpunkt wurde die S. haematobium-Eierausscheidung im Urin zu Beginn der Studie, vier Wochen und zehn Wochen nach der ersten Intervention definiert.
Zum finalen Messzeitpunkt konnte in der MQ-Gruppe (ITT-Population) eine deutliche Reduktion der Eierausscheidung (ERR) von 98% (IQR, 70-100) und eine Heilungsrate von 47% (IQR, 36-70) festgestellt werden. In der SP-Gruppe stieg die Eierausscheidung im gleichen Zeitraum um 20% (IQR, -186 – 75); lediglich eine Probandin konnte in dieser Gruppe geheilt werden (7% [IQR, 1-31]). MQ als IPTp führte verglichen mit SP zu signifikant höheren ERR (p=0,01) und Heilungsraten (p=0,01). Während der hier gezeigte Effekt von Mefloquin auf die Eierausscheidung durchaus von klinischer Relevanz ist, liegt die Heilungsrate klar unter den Werten des Erstlinienmedikaments Praziquantel. Eine gleichwertige Alternative zu Praziquantel scheint Mefloquin daher nicht darzustellen; angesichts seines Einsatzes als Malariamedikament und der in Subsahara-Afrika weit verbreiteten Koendemizität von P. falciparum und S. haematobium ist die antischistosomale Wirkung von Mefloquin jedoch gerade in dieser Region von klinischem Interesse. Aufgrund seiner bekannten Wirkung gegen juvenile Schistosomen könnte MQ auch als Teil einer Kombinationstherapie mit Praziquantel angewandt werden; diesbezüglich besteht jedoch weiterer Forschungsbedarf.