Inhaltszusammenfassung:
Das Schleimhautmelanom stellt mit 0,22 Neuerkrankungen pro Jahr auf 100.000
Einwohner und einem 5-Jahresüberleben von 17% - 40%, eine äußerst seltene und
aggressive Tumorerkrankung dar. Es unterscheidet sich vom malignen Melanom der
Haut in Biologie, klinischem Verlauf und Prognose. Aufgrund seiner Rarität und seines
Auftretens an schwer einsehbaren Lokalisationen sind bisher nur wenige Studien zu
diesem Thema vorhanden. In dieser Studie analysierten wir 116 Patientenfälle, mit dem
Ziel prognostische Merkmale für mukosale Melanome zu erarbeiten. Dies hilft bei der
zukünftigen Etablierung eines Stadien adaptierten Nachsorgeschemas. Hierzu wurde
zunächst das Metastasierungsverhalten untersucht, dabei wurden die Zielorgane der
Metastasierung, der Metastasierungs-Zeitpunkt und die Metastasierungs-Lokalisation
im Krankheitsverlauf analysiert. Der Einfluss bestimmter prognostischer Faktoren auf
Überlebenszeit und progressionsfreiem Überleben, sowie Risikofaktoren für die
Ausbildung von Lokalrezidiven wurden eruiert.
Im Rahmen der Analyse konnten zwei Metastasierungswege identifiziert werden. Bei
29% der Patienten kam es zunächst zu lokoregionären Lymphknotenmetastasen und bei
26% zu einer direkten Fernmetastasierung, wobei das durchschnittliche Überleben
unabhängig vom Metastasierungsweg zu sein scheint. Am häufigsten wurden
Fernmetastasen in Lunge (28,6%), Leber (14,3%) und nicht-lokoregionären
Lymphknoten (9,5%) entdeckt. Es wurden Metastasen in Organen und Geweben
gefunden, welche teilweise untypisch für andere solide Tumoren sind.
Das T-Stadium konnte als prognostischer Faktor bezüglich des Überlebens und des
progressionsfreien Überlebens identifiziert werden. Mit steigendem T-Stadium sanken
die Überlebensraten, sowie die Raten für das progressionsfreie Überleben, ebenso stieg
die Tendenz einer direkten Fernmetastasierung.
Die Lokalisationen Gastrointestinal Trakt, Obere Atemwege und Vagina scheinen im
Vergleich zu den anderen Lokalisationen eine ungünstigere Prognose zu haben. Sie
weisen niedrigere 5-Jahresüberlebensraten, höhere Anteile an T4-Patienten und eine
erhöhte Tendenz zur Ausbildung von Lokalrezidiven auf. Die Aggressivität dieser
Lokalisationen spiegelt sich auch in ihrem Metastasierungsmuster wieder.
Zusammenfassung
107
Einige Autoren vermuten das Auftreten von Lokalrezidiven als Marker für das
Auftreten von Fernmetastasen. Dies kann durch diese Arbeit bestätigt werden. 69% der
Patienten mit Lokalrezidiv bildeten im Verlauf, zeitgleich oder zuvor Fernmetastasen
aus. Zu Rezidiven kam es bei den Lokalisationen Obere Atemwege und Vagina am
häufigsten. Dies ist am ehesten durch die lokalen anatomischen Gegebenheiten bedingt,
da sich hier eine Resektion mit ausreichendem Resektionsrand schwierig gestaltet.
Die Frage bleibt ob das im Vergleich zu Kohorten mit kutanen Melanomen verkürzte
Zeitintervall und die höhere Rate an direkter Fernmetastasierung Resultat einer
unterschiedlichen Tumorbiologie und damit verbundener erhöhter intrinsischer
Tumoraggressivität oder Resultat einer verzögerten Diagnose aufgrund der meist
versteckten anatomischen Lage des Schleimhautmelanoms ist.
Aufgrund der insgesamt hohen Wahrscheinlichkeit einer Fernmetastasierung ohne
vorherige lokoregionäre lymphogene Metastasierung sollte die Nachsorge, insbesondere
bei T4-Tumor oder Lokalisation in den Oberen Atemwegen, im GI-Trakt oder der
Vagina eine Ganzkörper Schnittbildgebung beinhalten.