Inhaltszusammenfassung:
Bei der vorgelegten Arbeit handelt es sich um eine retrospektive Studie aller Knochentumorentitäten, die sich im Becken lokalisierten und an der Orthopädischen Universitätsklinik Tübingen behandelt wurden. Sie befasst sich mit dem klinischen und onkologischen Ergebnis der operativen Therapie, den damit auftretenden Komplikationen, sowie dem funktionellen Ergebnis. Die Studie umfasst 82 Patienten, die im Zeitraum vom 01.01.2000 bis 31.12.2012 operativ behandelt worden waren. In diesen 12 Jahren konnten 20 benigne, 27 primär maligne und 35 sekundär maligne Knochentumoren erfasst werden.
Epidemiologisch waren bei allen drei Entitäten das männliche Geschlecht bevorzugt betroffen, wobei das mediane Alter bei den primär benignen Knochentumorpatienten um das 30.Lebensjahr, bei den primär malignen um das 50. und bei den sekundären Tumorpatienten um das 60.Lebensjahr lag. Die Hauptlokalisation am Becken war das Os ilium.
Die primären Knochentumoren wurden überwiegend chirurgisch behandelt, die benignen mit einer Kürettage und die malignen mit einer inneren Hemipelvektomie. Keinerlei Komplikationen und eine sehr geringe Rezidivrate zeigte ein gutes etabliertes Vorgehen der Ärzte der Uniklinik Tübingen bei den benignen Knochentumoren. Auch das funktionelle Ergebnis zeigte überdurchschnittliche Resultate. Mit einer Komplikationsrate von 19% nach chirurgischem Ersteingriff, einer Rezidivrate von 44% und einer Metastasenbildung von 40% zeigte sich bei den primär malignen Knochentumoren ein weitaus schwierigeres Vorgehen und eine sich daraus schlechter resultierende Prognose. Die funktionellen Ergebnisse waren hierbei eher befriedigend. Patienten mit einer Knochenmetastase wurden vor allem bestrahlt. Operativ wurden weniger als die Hälfte der Patienten behandelt, wobei die partielle Resektion im Vordergrund stand. Funktionell waren alle chirurgisch behandelten Patienten mobil mit Hilfsmitteln. Es gaben jedoch viele Patienten noch immer kontinuierlichen Schmerz an. Die Überlebensrate ist im Gegensatz zu den primär malignen Tumorpatienten eindeutig geringer.
Die Studie zeigte, dass häufig eine verzögerte Diagnose der Beckentumoren mit einem entsprechend fortgeschrittenem Tumorvolumen und einem hohen Patientenalter auf die Anatomie des Beckens zurückzuführen ist. Das therapeutische Vorgehen hängt von vielen verschiedenen Faktoren, wie z.B. die genaue Lage, die Größe und Histologie des Tumors ab. Durch die komplexe Anatomie des Beckens und die Nähe zu viszeralen Gefäßen ist eine weite extremitätenerhaltende Resektion, welches eine wichtige Rolle für ein tumorfreies und funktionell positives Ergebnis spielt, erschwert und sollte individuell für jeden Patienten geplant werden. Hierfür ist die Behandlung an speziellen Tumorzentren mit einem interdisziplinären Team, um vor allem Zeitverluste und unnötige Operationen zu vermeiden, unabdingbar.