Inhaltszusammenfassung:
Die Alzheimer Erkrankung (AD) als Hauptursache für eine Demenz ist nicht zuletzt aufgrund ihrer demographischen Entwicklung eine der größten medizinischen und ökonomischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Weltweit befassen sich multiple Forschungsprojekte intensiv mit Pathogenese, Früherkennung, Therapie und Prävention dieser Erkrankung. Obwohl es derzeit keine Möglichkeit gibt, der AD therapeutisch oder präventiv entgegenzuwirken wird vermutet, dass zukünftige Therapiemethoden am wirksamsten früh im Zuge der Erkrankung und deren Pathologie sein werden.
Zur Pathologie, bei der sich Amyloidablagerungen und hyperphosphoryliertes Tau-Protein als Neurofibrillenbündel finden, wurde ein stereotypes Ausbreitungsmuster besonders hinsichtlich der Tau-Pathologie beschrieben. Früh in der Entwicklung weisen neben dem Riechsystem besonders der Hirnstamm und einzelne Kerngebiete des Nervus Vagus alzheimertypische Pathologien auf.
Riechstörungen spielen bei neurodegenerativen Erkrankungen eine bedeutende, vielseitige Rolle. Eine besondere und vielfach belegte Bedeutung hat die Hyposmie als Frühsymptom bezüglich des idiopathischen Parkinson Syndroms (IPS) und der AD.
Die Methode „Vagus somatosensorisch evozierte Potentiale“ (VSEP) wurde 2003 von Fallgatter et al. erstmals vorgestellt. Es handelt sich um eine elektrophysiologische Messmethode, bei der nach Stimulation des sensiblen Hautastes des Vagus auf der Innenseite des Tragus der Ohrmuschel, am Übergang zum Meatus acusticus externus Hirnstammpotentiale entstehen. Diese VSEP können bei korrekter Durchführung über EEG-Elektroden verlässlich abgeleitet werden und zeigen verzögerte Latenzen bei neurodegenerativen Erkrankungen mit Affektion des Hirnstamms im Gebiet der Vaguskerne. Zu diesen Erkrankungen gehören, AD und Mild Cognitive Impairment, IPS und Multiple Sklerose mit entsprechender Affektion.
Zwischen Störungen der Riechfunktion im Sinne einer Hyposmie und verlängerten Latenzen der VSEP konnte bei den analysierten Probanden kein Zusammenhang festgestellt werden. Dies ist auf Grund der geringen Spezifität beider Faktoren nicht unplausibel. Eine verkürzte Latenz bezüglich eines Peaks bei der altersunabhängigen Analyse gibt jedoch Anlass zu weiteren Untersuchungen des allgemeinen Zusammenhangs zwischen Hyposmie und VSEP.
Während die Hyposmie bereits als gut belegtes, wenn auch unspezifisches Frühzeichen einer AD gilt, empfiehlt es sich für die Zukunft, auch die VSEP in einer Hochrisikogruppe für Alzheimer zu untersuchen und somit die Tauglichkeit als Screening-Methode zur Entwicklung einer AD weiter zu überprüfen. Ebenso wäre der Zusammenhang zwischen VSEP und Störungen der Riechfunktion in einer solchen Risikogruppe erneut zu evaluieren.