Inhaltszusammenfassung:
Ziel der vorliegenden Pilotstudie ist es, das Körperbild von Nachwuchsleistungssportlerinnen in den Sportarten Judo und Handball zu untersuchen, Idealkörper und sportartspezifischen Idealkörper darzulegen und Einflussfaktoren aus dem Umfeld auf das Körperbild zu definieren. Bei der Datenerhebung anhand eines Morphing-Tools und dem Einsatz standardisierter Fragebögen wurden 129 Handballerinnen und 43 Judoka befragt. Das Gesamtkollektiv befand sich im Alter zwischen 14-17 Jahren und trainierte im C-, D-/C- oder D-Kader. Die Erfassung des Körperbildes der Nachwuchsleistungssportlerinnen erfolgte in den Dimensionen des momentanen Körperbildes, Idealkörpers, sportartspezifischen Idealkörpers, sowie laut Selbsteinschätzung der Probandin durch Eltern, Freunde Lehrer und Trainer erwarteten Körpers. Signifikante Abweichungen des aktuellen Körpers ergaben sich zu dem gewünschten Idealkörper, des von der besten Freundin erwarteten Körpers sowie zu dem reellen, errechneten Body Mass Index. Die Körperzufriedenheit wurde durch die Variable Differenz des momentanen Körpers zu dem Idealkörper erfasst. Im Handball konnte diese Differenz hauptsächlich durch die subjektive Körperzufriedenheit und durch ein Schlankheitsstreben, im Judo hingegen durch subjektive Körperzufriedenheit und verminderte Selbstakzeptanz des eigenen Körpers erklärt werden. In beiden Sportarten konnte weder ein Bezug zwischen der Körperbilddifferenz und sportspezifischen Einflussfaktoren (Sportart, Kaderstufe, Trainingshäufigkeit) noch zu Umfeld bezogenen Variablen wie Alter oder Medien hergestellt werden. Der Hauptaspekt der Arbeit ist eine bestehende Körperbildverzerrung der Sportlerinnen, welche unabhängig von der ausgeübten Sportart einen schlankeren Idealkörper bevorzugten. Durchschnitt im Judo war eine Differenz um 0,6 BMI Punkte, im Handball um 0,7 BMI Punkte. Dadurch, dass der sportartspezifische Idealkörper keine signifikanten Abweichungen zum aktuellen Körper lieferte, muss davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse altersspezifischer und soziokultureller Natur sind. Die Ergebnisse unterstützen nicht die in der Literatur verwendeten Bezeichnungen von Gewichtsklassesportarten als Hochrisikosportarten und Ballsportarten als Niedrigrisikosportarten. Vielmehr wird gezeigt, dass Sport nicht generell als Risikofaktor einer Essstörung gesehen werden darf, sondern ebenso als protektiver Faktor gewertet werden kann.