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Das maligne Melanom der Haut stellt als bösartiger, invasiver Tumor der Melanozyten den tödlichsten aller Hauttumoren dar. Seine Inzidenz- und Mortalitätsraten steigen in nahezu allen Ländern der Erde seit Jahrzehnten rasant an. So ist es kaum verwunderlich, dass viele Patienten zusätzlich zu einem Erstmelanom weitere, unabhängige Melanome entwickeln. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, die Eigenschaften dieser Zweitmelanome und der Patienten, die darunter leiden, genauer zu untersuchen und sie mit anderen Patientengruppen und Melanomarten zu vergleichen. Dazu wurden nach umfangreicher Patientenselektion die Daten von insgesamt 2424 Patienten, die im Zeitraum der Jahre 2002 bis 2006 eine Erstmelanomdiagnose an der Universitäts-Hautklinik Tübingen erfahren haben, ausgewertet. Alle Patienten weisen ein invasives Erstmelanom und eine Nachbeobachtungsdauer von mindestens drei Monaten auf. Sekundärmelanome wurden auch im nicht-invasiven In-situ-Tumorstadium in die Auswertung einbezogen. Das Gesamtkollektiv weist eine sehr ausgeglichene Geschlechterverteilung (50,4% Frauen), ein mittleres Erstdiagnosealter von 55,6 Jahren und eine mediane Nachsorgedauer von 72 Monaten auf. Aus diesem Gesamtkollektiv haben bis zum Beginn der Arbeit im Mai 2013 6,8% (n=165) der Patienten mindestens ein Zweitmelanom entwickelt. Diese vorwiegend männlichen Patienten (56,4%) haben ein signifikant höheres Erstdiagnosealter als die Patienten mit nur einem Melanom (n=2259). Ein Vergleich der Primärtumorparameter letzterer beider Untergruppen zeigt lediglich statistisch nicht signifikante Unterschiede in Bezug auf histologischen Subtyp, Tumordicke, Invasionslevel, Lokalisation und Ulzeration. Die 5- und 7-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten sind für das Patientenkollektiv mit Zweitmelanomen (91,6% und 88,2%) höher als für die Patienten ohne Zweitmelanome (86,9% und 83,0%). Ein Vergleich der Erst- und Zweitmelanomeigenschaften der Patienten mit Zweitmelanomen ergibt für jeden der oben aufgeführten Tumorparameter statistisch signifikante Unterschiede. Die Zweitmelanome, von denen 25,5% als In-situ-Melanome diagnostiziert wurden, sind mit durchschnittlich 0,68 mm deutlich dünner als die Erstmelanome (1,52 mm) und weisen zu geringerem Anteil Ulzerationen auf (0,6% gegenüber 15,8%). Der aggressiv-wachsende Tumortyp NM wird bei keinem Sekundär-melanom vorgefunden, während 14,5% der Primärmelanome diesem angehören. Die meisten Zweitmelanome (46,6%) sind innerhalb des ersten Jahres nach Erstmelanomdiagnose aufgetreten. Davon sind 26,1% als synchrone Melanome diagnostiziert worden. Die insgesamt 24 Zweitmelanome mit einer Tumordicke von über 1,0 mm (75% Männer) zeigten verglichen mit der Patientengruppe mit dünneren Zweitmelanomen einen höheres Vorkommen an Kopf und Hals (25% gegenüber 14,2%), mehr zugehörige Primärmelanome vom Typ LMM (20,8% gegenüber 7,8%), sowie durchschnittlich dickere Erstmelanome (1,8 mm gegen-über 1,5 mm). Keines der aus diesem Subkollektiv identifizierten fünf möglichen schnell-wachsenden Zweitmelanome weist den aggressiven Tumortyp NM oder eine Ulzeration auf. Unter den 23 Patienten mit mehr als zwei Melanomen erlitten n=16 drei, n=5 vier und n=2 fünf Melanome. Unsere Untersuchungsergebnisse bestätigen die in der Literatur beschriebenen Unterschiede zwischen Primär- und Sekundärmelanomen in Bezug auf die Ausprägung ihrer Tumoreigenschaften. So weisen Zweitmelanome generell günstigere Tumorparameter auf. Da aufgrund der Primärmelanomeigenschaften keine zuverlässige Vorhersage darüber getroffen werden kann, ob Patienten ein Sekundärmelanom entwickeln, ist die vorteilhaftere Ausprägung der Tumorparameter von Zweitmelanomen sicherlich zum größten Teil auf eine erfolgreiche Früherkennung zurückzuführen. Dafür ist entscheidend, dass eine regelmäßige und genaue Nachsorge, durchgeführt von ärztlichem Fachpersonal sowie sorgfältige Selbstuntersuchungen der Patienten über einen möglichst langen Zeitraum zu einer Selbstverständlichkeit werden. Auf diese Notwendigkeiten sollten aufgrund von Nachlässigkeiten vor allem ältere, männliche Patienten aufmerksam gemacht werden. Die in dieser Arbeit durchgeführte Untersuchung zu schnell-wachsenden Zweitmelanomen ist unseres Wissens die bislang einzige, die diese Thematik in Verbindung mit Zweitmelanomen behandelt. Aufgrund der Tatsache, dass nur fünf der insgesamt 165 untersuchten Zweitmelanome (3%) unseres Erachtens als mögliche schnell-wachsende Zweitmelanome in Frage kommen, sind wir der Ansicht, dass schnell-wachsende Melanome – falls es sie gibt – nur einen sehr kleinen Anteil der malignen Melanome ausmachen. |
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