Inhaltszusammenfassung:
Hintergrund: Bei Bakteriämien des gramnegativen Keims Pseudomonas aeruginosa wurde eine Mortalität von 21 % bis 37 % nachgewiesen (Horino et al. 2012; Tumbarello et al. 2011; Osih et al. 2007). Vor diesem Hintergrund und einer zunehmenden globalen Verbreitung von Metallo-β-Laktamase produzierenden P. aeruginosa (MBL-PA) (Cornaglia et al. 2011) wurde diese retrospektive Kohortenstudie umgesetzt. Im Hinblick auf die zwei Zielvariablen Mortalität und Länge des stationären Krankenhausaufenthaltes wurden Patienten mit einer MBL-PA-Bakteriämie mit Patienten mit einer Non-MBL-PA-Bakteriämie verglichen. Ebenso wurden multiresistente P. aeruginosa auf ihren Effekt auf diese Zielvariablen hin untersucht.
Patienten und Methoden: Die Daten der in die Studie eingeschlossenen 113 erwachsenen Patienten mit P. aeruginosa-Bakteriämie stammen aus dem Zeitraum von 2006 bis 2012 und wurden an drei deutschen Krankenhäusern erhoben.
Alle isolierten P. aeruginosa-Stämme wurden mithilfe von Plattendiffusionstests auf Antibiotikaresistenzen und auf MBL-PA getestet. Die dabei identifizierten MBL-PA wurden per PCR auf die MBL-Gene blaVIM und blaIMP geprüft.
Die Untersuchung der als multiresistent und MBL-PA eingeordneten Pseudomonaden auf ihre genetische Verwandtschaft wurde mit einer Multilocus-Sequenz-Typisierung durchgeführt (MLST).
Der Effekt der MBL-Produktion bzw. der Multiresistenz auf die betrachteten Zielvariablen wurde mit multivariaten Cox-Regressionsmodellen überprüft.
Ergebnisse: Bei 18 Patienten wurden MBL-PA identifiziert, die sich zudem in der Resistenztestung alle als multiresistent erwiesen. Insgesamt hatten 27 Patienten eine Bakteriämie mit einem multiresistenten P. aeruginosa.
Bei einer Gesamtmortalität von 38 % zeigte sich eine signifikant höhere Mortalität bei Patienten mit MBL-PA bzw. multiresistenten P. aeruginosa (61 % gegenüber 34 %, p = 0,03 bzw. 63 % gegenüber 30 %, p = 0,002). Eine unabhängige Assoziation zwischen Bakteriämien mit MBL-PA oder multiresistenten P. aeruginosa-Phänotypen und den Zielvariablen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
In den multivariaten Modellen wurde bei den folgenden drei Variablen ein unabhängiger Effekt auf die Mortalität festgestellt: SAPS II (HR 1,046), kardiovaskuläre Erkrankungen (HR-Spannbreite: 0,44-0,46) und eine geeignete gezielte Therapie (HR-Spannbreite: 0,25-0,26). Zudem zeigte sich, dass Begleitinfektionen die Wahrscheinlichkeit für einen längeren Krankenhausaufenthalt erhöhten (HR < 1).
Schlussfolgerung: Durch die Ergebnisse dieser Arbeit wird die Bedeutung der Gabe einer wirksamen Antibiotika-Therapie bei Patienten mit P. aeruginosa-Bakteriämie zur Verringerung der infektionsassoziierten Mortalität hervorgehoben. Diese besteht auch bei verspätetem Ansetzen der Medikation. Diese Antibiotika-Therapie sollte mit Maßnahmen der Basishygiene kombiniert werden, um die weitere Verbreitung der Metallo-β-Laktamasen-produzierenden P. aeruginosa einzudämmen und die durch Begleitinfektionen entstehende Morbidität und zusätzliche Kosten zu vermeiden.