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Follikuläre Lymphome zählen mit einer Häufigkeit von über 20 Prozent, nach den diffus großzelligen Lymphomen, zu der zweithäufigsten Entität der Non- Hodgkin-Lymphome. Sie sind typischerweise durch eine t(14;18)(q32;q21)-Translokation charakterisiert, bei der das BCL2-Gen von Chromosom 18 mit dem Schwerkettenlokus auf Chromosom 14 fusioniert. Unter dem Einfluss des IgH-Promotors wird das antiapoptotische Protein BCL2 in den Tumorzellen hochreguliert, was mit einer Zellakkumulation einhergeht. Interessanterweise weisen 10-15 % der follikulären Lymphome Grad I/II keine (14;18)-Translokation auf und zeigen sich in der immunhistochemischen BCL2- Färbung mit dem Antikörper Klon 100/D5 als BCL2-negativ. Immunhistochemische Untersuchungen mit den relativ neuen Antikörpern E17 und SP66 verringern allerdings die Inzidenz dieser BCL2-negativen Fälle deutlich, da sich einige der Fälle als pseudonegative follikuläre Lymphome herausstellen. Nach bisherigen Studien könnte dies auf eine Mutation im Bereich der Standardantikörperbindung zurückzuführen sein, die zu einem Aminosäureaustausch und somit zur Strukturveränderung des Proteins führt, so dass der Antikörper an seiner Proteinbindung gehindert wird.[68, 87, 88]
Ausgehend von dieser Hypothese ergaben sich verschiedene Fragestellungen, denen in dieser Studie nachgegangen werden sollte:
1) Wie verändert sich die Inzidenz der BCL2-negativen Lymphome Grad I/II, wenn man einen zweiten Antikörper zur Nachtestung verwendet?
2) Wie steht es mit dem Translokationsstatus in BCL2-negativen follikulären Lymphomen unter Anwendung einer FISH-Analyse?
3) Inwieweit korrelieren t(14;18)-Translokation und BCL2-Expression?
4) Von welchem Mutationsstatus von Exon 1 des BCL2-Gens in t(14;18) positiven und negativen Fällen kann man ausgehen?
Um auf die tatsächliche Inzidenz der BCL2-negativen t(14;18)-follikulären Lymphome schließen zu können, wurden alle Studienfälle mit drei Antikörpern BCL2 gefärbt und anschließend mittels FISH auf mögliche Translokationen und deren Korrelation mit der BCL2-Expression hin untersucht. Um die Hypothese einer möglichen Mutation im Bereich der Standardantikörperbindung zu verifizieren, wurde von allen Studienfällen, die sich in der Standardantikörperfärbung als BCL2-negativ, aber E17- und FISH-positiv zeigten, eine Sequenzanalyse des entscheidenden Bereichs im Exon 1 des BCL2-Gens durchgeführt.
Von einer Gesamtfallzahl von 187 FL Grad I/II ausgehend, zeigten sich 22 Fälle in der Färbung mit Klon 100/D5 als BCL2-negativ, was einem prozentualen Anteil von 11,76 % entspricht. Mittels der FISH-Analyse konnte anhand gesplitteter Doppelsignale in zwölf der Fälle (55 %) auf eine vorhandene Translokation geschlossen werden. Zehn der Fälle (45 %) zeigten sich t(14;18)-negativ. Die Färbung mit den neuen Antikörpern E17 und SP66 zeigte eine Korrelation mit dem Vorliegen der t(14;18)-Translokation. Fälle, die keine Translokation aufwiesen, zeigten sich immunhistochemisch als E17/SP66 negativ. Von den Fällen mit t(14;18)-Translokation blieb nur einer trotz vorhandener Translokation auch in der Antikörperfärbung negativ. Auf eine Gesamtzahl von 187 FL Grad I/II bezogen, verringerte sich die Inzidenz von ursprünglich 11,76 % auf einen prozentualen Anteil von 5,347 % FL Grad I/II, die sowohl Translokations-negativ als auch in den immunhistochemischen Antikörperfärbungen mit E17/SP66 und BCL2 keine Positivität aufwiesen. Wie hypothetisch bereits angenommen, konnten in neun von zehn analysierbaren t(14;18)-negativen follikulären Lymphomen Mutationen im Epitopbereich der Standardantikörperbindung im BCL2-Gen detektiert werden, die nach Strukturvorhersagen zu Proteinstrukturveränderungen führen. Alle analysierbaren Fälle mit nachgewiesener Translokation und E17/SP66- Positivität wiesen im Gegensatz dazu die Wildtypsequenz auf. Aus der Reihe fiel ein E17/SP66-negativer Fall, der entgegen den Erwartungen eine t(14;18)-Translokation aufwies.
Durch die Ergebnisse der Studie konnte dargelegt werden, dass sich die Inzidenz, der in der Standardantikörperfärbung als BCL2-negativ erweisenden Lymphome, deutlich verringert, wenn die Proben mit einem der beiden Antikörper E17 oder SP66 nachgefärbt werden, da in diesen Fällen eine Mutation im Bereich der Standardantikörperbindung im BCL2-Gen eine Interaktion des Antikörpers mit dem BCL2-Protein verhindert.
Weiterhin konnte gezeigt werden, dass der fehlende Nachweis einer t(14;18)-Translokation auch mit einer fehlenden BCL2-Überexpression einhergeht. Festzuhalten ist, dass die beiden Antikörper E17 und SP66 die BCL2-negativen follikulären Lymphome Grad I/II in zwei, auf immunhistochemischer und genetischer Ebene, klar unterscheidbare Subgruppen unterteilen. |
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