Inhaltszusammenfassung:
Diese Arbeit präsentiert eine neue Technik zur optischen Detektion der Besetzungen von Rydbergzuständen, welche auf der zeitaufgelösten Messung der elektromagnetisch induzierten Transparenz beruht, und demonstriert diese experimentell. Sie erlaubt nicht nur die Messung von Rydbergpopulationen in atomaren Ensembles, sondern prinzipiell auch die Bestimmung der Kohärenzen zwischen Grund- und Rydbergzuständen. Im Gegensatz zu bisherigen Techniken, basierend auf selektiver Feldionisation, ermöglicht unser optisches Messschema den gleichzeitigen Nachweis von Besetzungen und Kohärenzen ohne das atomare Ensemble dabei zu zerstören. Damit öffnen sich neue Möglichkeiten im Bereich der kohärenten Manipulation und Detektion von Quantensystemen basierend auf Rydbergatomen. In unserem Experiment haben wir den Anteil der Atome im |35S 1/2>-Zustand im Bereich von bis zu 50 % eines ultrakalten Ensembles von 87Rb-Atomen mit einer Genauigkeit
von +/- 1 % gemessen.
Da für die präzise optische Präparation, Manipulation und Detektion von Rydbergzuständen die elektronische Struktur ausschlaggebend ist, wurde diese im Rahmen der Arbeit im Detail untersucht. Insbesondere wurden die Übergangsfrequenzen von 87Rb durch optische Spektroskopie basierend auf elektromagnetisch induzierter Transparenz mit einer Präzision von +/- 1 MHz gemessen und damit der Quantendefekt berechnet. Mit den verbesserten Daten zum Quantendefekt bestimmten wir die Ionisationsenergie von Rubidium um zwei Größenordnungen genauer als zuvor. Diese experimentellen Ergebnisse gaben Anlass für die Entwicklung eines optimierten theoretischen Modells für das Potential des Ionenrumpfs von 87Rb. Es beschreibt die Feinstrukturaufspaltung von P- und D-Rydbergzuständen von 87Rb mit einer Hauptquantenzahl n > 30 mit einer Genauigkeit von < 10 MHz, zwei Größenordnung besser als bisherige Modelle.
Der Einfluss von elektrischen Feldern auf Rydbergzustände ist ebenfalls wichtig für das Verständnis von Ergebnissen unter realistischen experimentellen Bedingungen. Deswegen wurde die Stark-Aufspaltung von Rydbergzuständen in einem elektrischen Feldbereich von bis zu 500 V/cm mit einer Präzision von bis zu 2 MHz gemessen, wodurch einschlägige Theorien bis weit über die klassische Ionisationsgrenze hinaus verifiziert werden konnten. Eine Anwendung der Rydbergspektroskopie zur Charakterisierung von inhomogenen elektrischen Feldverteilungen in der Nähe von Oberflächen in Abständen zwischen 30 µm und 300 µm wurde demonstriert.