Inhaltszusammenfassung:
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), mit deren Hauptvertreter Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU), haben eine multifaktorielle Pathogenese. In der Literatur wird von einem Zusammenspiel aus genetischer Prädisposition, unterschiedlichen Dysregulationen im Immunsystem sowie dem Einfluss von verschiedenen Umweltfaktoren ausgegangen. Trotz zahlreicher Forschungsergebnisse in diesen Bereichen ist die tatsächliche Ursache bis heute noch ungeklärt.
Durch den Nachweis von 163 Suszeptibilitätsgenen konnten verschiedene Pathomechanismen, sowohl im angeborenen als auch im erworbenen intestinalen Immunsystem, aufgedeckt werden. Als „Brückenglied“ zwischen diesen beiden Abwehrmechanismen erfüllen natürliche Killerzellen (NK-Zellen) bedeutende Rollen in der Spontanabwehr entarteter und virusinfizierter Zellen. Deren Funktion wird unter anderem über die Interaktion von aktivierenden und hemmenden killer cell immunoglobulin-like-receptors (KIR) mit ihren human leukocyte-antigen (HLA)-Liganden gesteuert. Die Typisierung des KIR-Profils von Patienten verschiedener Erkrankungen konnte bereits weitere Aufschlüsse in deren Krankheitsentstehung geben. Verschiedenste Hinweise, wie beispielsweise Ähnlichkeiten der CED mit Erkrankungen mit bekanntem Zusammenhang zu KIR oder Voruntersuchungen in anderen Bevölkerungsgruppen, deuten auf mögliche Zusammenhänge zwischen den KIR-Genen und CED hin.
In dieser Arbeit sollte die Bedeutung der KIR-Gene in der Entstehung von CED geklärt werden.
Hierzu wurden DNA-Proben von 188 kaukasischen Patienten mit CED (davon 96 von MC-Patienten und 92 von CU-Patienten) auf das Vorhandensein von 17 KIR-Genen mittels Real-Time PCR getestet.
Der Vergleich der typisierten CED-Proben mit dem KIR-Profil 337 darmgesunder kaukasischer Personen sollte Aufschlüsse darüber geben, ob es eine Abweichung im KIR-Profil von Patienten mit CED im Vergleich zu Gesunden gibt.
Die statistische Auswertung der 17 KIR-Gene von Patienten gegenüber Kontrollen wurde mit Hilfe einer logistischen Regression durchgeführt.
Es konnte weder für die MC-Gruppe noch für die CU-Gruppe ein signifikanter Unterschied in den KIR-Profilen zwischen Kranken und Gesunden festgestellt werden. Auch der Vergleich der ermittelten KIR-Haplotypen zwischen Fällen und Kontrollen ergab keinen Unterschied. Aufgrund der Ergebnisse dieser Arbeit konnte kein Zusammenhang zwischen dem individuellen KIR-Profil und der Entstehung von CED hergestellt werden.
Vorausgegangene Studien in anderen Ländern zu dieser oder ähnlichen Fragestellungen konnten zwar Zusammenhänge zwischen KIR/-HLA und CED herstellen, doch weichen deren Ergebnisse bisher stark voneinander ab.
Weitere Untersuchungen, bei denen auf größere Fallzahlen Wert gelegt wird, werden daher nötig sein, um eine allgemein gültige Aussage für die KIR-Rezeptoren und ihrer Bedeutung für CED treffen zu können. Darüber hinaus könnten weiterführende Forschungen zur Funktion der NK-Zellen und ihrer Regulation über das KIR-HLA-System bei der Interpretation der Studien zu KIR weiterhelfen.
Dies könnte neben der weiteren Aufdeckung der Ursachen der CED eventuell sogar zur Entwicklung spezifischerer Therapieformen für die Patienten mit CED beitragen.