(Spät-)Aussiedler in Deutschland. Eine Analyse aktueller Daten und Forschungsergebnisse

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/60163
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-601633
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-1586
Dokumentart: Buch
Erscheinungsdatum: 2013-11
Sprache: Deutsch
Fakultät: Kriminologische Dokumentation
Fachbereich: Kriminologie
DDC-Klassifikation: 360 - Soziale Probleme, Sozialdienste, Versicherungen
Schlagworte: Aussiedler , Integration , Migration , Lebensbedingungen , Zuwanderung , Deutschland , Bericht
ISBN: 978-3-944674-01-8
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Inhaltszusammenfassung:

 
Seit 1950 sind etwa 4,5 Millionen Menschen als Aussiedler bzw. Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Bis Ende der 1980er Jahre dominierten dabei Polen und Rumänien als Herkunftsländer, seit 1990 die (ehemalige) Sowjetunion. Insbesondere seit 2006 ist ein starker Rückgang der Zuzugszahlen zu beobachten. Durch die gesetzliche Begrenzung der Spätaussiedlereigenschaft auf Personen, die bis Ende 1992 geboren wurden, ist in absehbarer Zeit mit einem Auslaufen dieser Zuwanderungsform zu rechnen.
 
Im Jahr 2011 lebten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 3,2 Millionen (Spät-)Aussiedler und mit ihnen eingereiste Angehörige im Bundesgebiet. Ihr Durchschnittsalter ist vergleichsweise hoch, ebenso der Anteil der verheirateten Personen und von Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit. Fast drei Viertel der (Spät-)Aussiedler in Deutschland wohnen in den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen, weniger als fünf Prozent in den neuen Bundesländern ohne Berlin
 
(Spät-)Aussiedler und ihre Nachkommen zeigen eine insgesamt relativ vorteilhafte Struktur ihrer schulischen und beruflichen Qualifikationen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf einfachen und mittleren Schulund Berufsabschlüssen, während der Anteil der Abiturienten und Akademiker etwas unterdurchschnittlich ausfällt. Hierbei spielen auch Einflüsse des Bildungssystems der Herkunftsländer eine Rolle. Bei der jüngeren Generation, insbesondere den Frauen, ist ein klarer Trend zu höheren Bildungsabschlüssen zu verzeichnen.
 
(Spät-)Aussiedler sind in hohem Maße auf dem deutschen Arbeitsmarkt aktiv. Ihre Erwerbs- bzw. Arbeitslosigkeit ist insgesamt verhältnismäßig gering, scheint jedoch insbesondere ältere Menschen und Personen ohne beruflichen Abschluss zu betreffen, aber auch Akademiker, die Schwierigkeiten haben, ihr Qualifikationsniveau in eine adäquate Beschäftigung umzusetzen. Die berufliche Stellung von erwerbstätigen (Spät-)Aussiedlern, besonders der Männer, konzentriert sich stark auf Tätigkeiten als (Fach-)Arbeiter im produzierenden Gewerbe. Unklar bleibt bisher das Ausmaß prekärer Beschäftigung in Zeit- bzw. Leiharbeit. Selbständigkeit spielt eine geringere Rolle, wofür sozialisationsbedingte Ursachen in Betracht kommen.
 
Die Einkommenssituation von (Spät-)Aussiedlern ist durch eine „mittlere“ Position geprägt, was ihren Bildungs- und Berufsqualifikationen entspricht. Diese und ihre starke Erwerbsorientierung prägen auch die Einkommensquellen: In hohem Maße wird der Lebensunterhalt durch eigene Erwerbstätigkeit bzw. bei der älteren Generation durch Renten bestritten. Allerdings zeigt sich auch, dass (Spät-)Aussiedler in nicht unerheblichem Maße armutsgefährdet sind. Davon scheinen insbesondere ältere Menschen und unter diesen wiederum Frauen und nach 1990 zugewanderte Personen betroffen zu sein. Daneben gibt es Hinweise, dass auch Kinder und Jugendliche aus (Spät-)Aussiedlerfamilien verstärkt von Armut bedroht sind.
 
(Spät-)Aussiedler leben innerhalb ihrer regionalen Konzentration in den großen Flächen-Bundesländern Westdeutschlands vielfach in kleineren und mittleren Städten, weniger in großstädtischen Agglomerationen. Daten zur innerstädtischen Segregation sind nur ungenügend vorhanden, weisen jedoch auf einen eher durchschnittlichen bis niedrigen Segregationsgrad hin. Es besteht eine erkennbare Neigung zur Schaffung von Wohneigentum mit hoher Neubautätigkeit insbesondere seit den 1990er Jahren. Der Anteil von (Spät-)Aussiedlern in prekären Wohnverhältnissen – Sozialwohnungen oder sogar Wohnungslosigkeit – scheint rückläufig zu sein.
 
(Spät-)Aussiedler weisen für die politische Partizipation in Deutschland günstige Voraussetzungen auf, da sie im Regelfall rasch die deutsche Staatsangehörigkeit und damit die vollen Beteiligungsrechte erwerben. Die selbst zugewanderten Personen scheinen jedoch relativ stark von Sozialisationserfahrungen in den Herkunftsländern geprägt zu sein, die dazu führen, dass politisches Interesse und entsprechende Aktivitäten in Deutschland eher gering ausfallen. Es besteht traditionell eine starke Bindung an die Unionsparteien. Studien aus jüngerer Zeit zeigen jedoch diesbezüglich Öffnungstendenzen.
 
Zum zivilgesellschaftlichen Engagement von (Spät-)Aussiedlern liegen insgesamt sehr wenig belastbare Erkenntnisse vor. Ein solches Engagement scheint überwiegend im sozialen Nahbereich, im Rahmen landsmannschaftlicher Organisation sowie in religiösen Gemeinden stattzufinden. Daneben sind (Spät-)Aussiedler auch im deutschen Vereinssport vergleichsweise aktiv, was mit dem ursprünglich speziell für sie geschaffenen Programm “Integration durch Sport” in Zusammenhang steht.
 
Die Familie nimmt im sozialen Netzwerk von (Spät-)Aussiedlern eine zentrale Rolle ein. Zwischen den Generationen scheinen tendenziell stärkere Erwartungen an die Familienmitglieder und stärkere Verpflichtungsnormen als bei Personen ohne Migrationshintergrund zu bestehen. Die eigene Gruppe ist ein wichtiges Element im persönlichen Netzwerk und auch Ehepartner/innen werden überwiegend innerhalb dieses Kreises ausgewählt. (Spät-)Aussiedler berichten vergleichsweise selten von Diskriminierungserfahrungen. Auffällig ist das vergleichsweise hohe gegenseitige Misstrauen von (Spät-)Aussiedlern und Personen türkischer Herkunft als den beiden größten Zuwanderergruppen in Deutschland. usw.
 

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