Inhaltszusammenfassung:
Die beiden Balkankriege von 1912-1913 veränderten die territoriale Gestalt Südosteuropas: Indem die jungen, unabhängigen südosteuropäischen Staaten vereint gegen das Osmanische Reich siegten, beendeten sie die jahrhundertelange osmanische Herrschaft im Balkanraum. In der bisherigen Forschung werden diese Kriege als Vorgeschichte zu dem ein Jahr später beginnenden Ersten Weltkrieg oder als „unzivilisierte Kriege“ am Rande Europas abgehandelt. Die vorliegende Studie untersucht dieses südosteuropäische Kriegsjahr von 1912-1913 sowohl in der Wahrnehmung ausgewählter Zeitungen und Zeitschriften des Deutschen Reiches, Frankreichs und Österreich-Ungarns als auch aus der Perspektive einer kleinen, internationalen Gruppe von Kriegsberichterstattern, die die verschiedenen Kriegsschauplätze Südosteuropas bereisten. Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Zeitgenossen diese Kriege mit Interesse verfolgten und das Ende der „Türkei in Europa“, wie das Osmanische Reich zeitgenössisch noch genannt wurde, ganz unterschiedlich deuteten. Im Hinblick auf die Frage der Gewaltwahrnehmung wurde weder in der zeitgenössischen öffentlichen Wahrnehmung noch in den untersuchten Berichten und Reportagen der ausgewählten Kriegsberichterstatter eine besondere Grausamkeit zum Signum der Balkankriege erklärt.
Abstract:
The two Balkan Wars of 1912-1913 changed the political landscape of
south east Europe: the new and independent south east European states
defeated the Ottoman Empire and thereby put an end to its century-long
reign. Current literature treats these wars as a a preface to the First
World War or as "uncivilized" wars at
Europe's periphery.
This study analyses how the Balkan Wars were perceived by selected
German, French and Austro-Hungarian newspapers and magazines as well as
by a small, international group of war reporters visiting the battle
fields. These contemporaries followed the war with much
interest and voiced diverse opinions regarding the demise of "Turkey in
Europe", as the Ottoman Empire was called at that time. Excessive violence, however, was neither in the public perception, nor in the reports of the war correspondants at this time a characteristic of the Balkan Wars.