Inhaltszusammenfassung:
Aufgrund seiner frühzeitigen lymphogenen Metastasierung gehört das maligne Melanom zu den besonders bösartigen Tumoren. Außerdem ist das maligne Melanom ein immunogener Tumor, was Kenntnisse über die Interaktion zwischen Melanom und Immunsystem besonders relevant macht. Zur Forschung auf diesem Gebiet sind Wächterlymphknoten ideal, da sie als Ort der frühesten Metastasen und gleichzeitig als Schlüsselstelle der Immunantwort das Organ darstellen, wo Tumorzellen und Immunsystem aufeinander treffen und entscheidend interagieren.
Bisher beschränkt sich die Charakterisierung des Immunsystems auf Untersuchungen des peripheren Blutes oder des Primärtumors, wobei WLK meist histologisch untersucht wurden. Mit der Methode der Lymphknoten-Disaggregations-Immunzytologie bietet sich erstmalig die Möglichkeit WLK zu untersuchen, die als Zellsuspension vorliegen. Somit können wir mit durchflusszytometrischen Untersuchungen verschiedene Lymphozytenpopulationen in WLK charakterisieren und beobachten, ob und wie sich die Größe dieser Populationen bei zunehmendem melanozytärem Befall verändert.
Unsere Ergebnisse zeigen eine signifikante Zunahme der B-Zellen in WLK mit einer MZD > 100 (p = 0,0052). Gleichzeitig nimmt die Anzahl der T-Zellen deutlich ab. Damit steigt das B:T-Zell-Verhältnis signifikant auf einen mehr als doppelt so hohen Wert in WLK mit einer MZD > 100 (p = 0,0477). Dies bedeutet, dass schon die Mikrometastasierung mit MZD > 100 zu einer T-Zell- Supprimierung und einer signifikanten Erhöhung des B:T-Zell-Verhältnisses führt. Allerdings geht diese immunologische Veränderung der Metastasierung nicht voraus, was anhand der Proben mit 0 < MZD≤100 deutlich wird, die einen nahezu physiologischen Wert des B:T-Zell-Verhältnisses aufweisen.
Weiterhin beobachten wir eine Zunahme der B-Gedächtniszellen. Auch bei naiven T-Zellen (N) beobachten wir eine deutliche Zunahme bei melano-zytärem Befall. Wir beobachten eine deutliche Reduktion der NK-Zellzahl, die allerdings nicht signifikant ist (p=0,0399)
Bei folgenden Lymphozytenpopulationen konnten wir keine Veränderungen beobachten: Der CD4:CD8-Quotient bleibt nach unseren Messungen unverändert. Was die regulatorischen T-Zellen betrfft, so zeigen unsere Ergebnisse einen tendenziellen Anstieg bei melanozytärem Befall. Eine Immunsuppression durch Zunahme der T-reg-Zellen ist demnach nicht so deutlich wie vielleicht erwartet.
Unter B-Zellen mit CD25 und/oder CD69 als Aktivierungsmarker und Plasmazellen sind genauso wenig Veränderungen zu beobachten wie unter den T-Gedächtniszellen (CM und EM1), den T-ffektorzellen (EM2, pE1, pE2, EM4, EM3 und E) und den CD56dim CD16bright NK-Zellen.
Der gesamte Überblick über lymphozytäre Populationen mit einigen ihrer Subpopulatio- nen, der in dieser Arbeit gewonnen werden konnte, zeigt uns, dass die bislang beschriebene T-Zell-Supprimierung in WLK bei Patienten mit malignem Melanom auch mit einer signifikanten Erhöhung der B-Zellen einher geht. Diese bei früher Mikrometastasierung auftretende Verschiebung des B:T-Zell-Verhältnisses scheint Folge der beginnenden melanozytären Invasion zu sein und ihr nicht voraus zu gehen.
In Zukunft gilt es in der Melanomforschung sich nicht nur auf T-Zellen zu konzentrieren, sondern auch die Aktivität der B-Zellen zu untersuchen.