Inhaltszusammenfassung:
Die Grundfrage der vorliegenden Arbeit ist die nach unterschiedlichen Konzepten von Männlichkeit und deren jeweiliger Verbindung zu verschiedenen Philosophien der Verführung.
Die Arbeit umfasst drei große Kapitel, in denen jeweils paradigmatisch ein literarischer Text im historischen Kontext vorgestellt, interpretiert und auf die Frage nach dem literarischen „Verführungswissen“ hin untersucht wird. Was unter „Verführungswissen“ zu verstehen ist, wird in der Einleitung ausgeführt.
Der Autor geht dabei von einem zeitgenössischen Phänomen, den so genannten „Pickup Artists“ aus. Diese bilden eine männliche Subkultur zu Beginn des 21. Jahrhundert, die ihr männliches Selbstverständnis an den ‚Verführungserfolg‘ bei Frauen koppelt. Dies jedenfalls propagieren verschiedene zeitgenössische Texte, die zwischen Literatur und Ratgeberliteratur einen interessanten ästhetischen und sozialen Raum besetzen. Das Thema wird in autofiktionalen Texten, in Sitcoms, Serien und Ratgebertexten gleichermaßen verhandelt, wobei sich nicht selten das eine Format aus dem anderen entwickelt.
Diese Wiederaufnahme des historischen Motivs vom männlichen Verführer nimmt der Autor zum Anlass, den verschiedenen Konstellationen von Verführung nachzugehen, wie sie sich um 1800 und um 1900 finden lassen. Im ersten Kapitel widmet sich der Verfasser daher einer ausführlichen Analyse der „Liasons dangereuse“ von Choderlos Laclos, im zweiten geht es um die Casanova-Rezeption um 1900, insbesondere bei Arthur Schnitzler und im dritten Kapitel geht es schließlich um einen zeitgenössischen Roman, der die Szene der so genannten ‚Pickup Artists‘ semifiktional bzw. semidokumentarisch thematisiert, d. h. um Neil Strauss‘ „The Game“. „Die Arbeit geht davon aus, dass im Akt der Verführung Konzepte von Männlichkeit verhandelt und erprobt und disparate Wissensbereiche zum Zweck der Verführung kombiniert und praktisch geprüft werden.“ Es handelt sich dabei nicht in erster Linie um eine Perfektibilisierungsstrategie des ohnehin als überlegen konzipierten Geschlechts. Vielmehr behauptet Lucht, dass es bereits um 1800 eine „negative“ Andrologie gebe, die die Notwendigkeit einer Zivilisierung von Männlichkeit erwäge und propagiere.