Schweigen, Schmuck und Schleier. Drei neutestamentliche Vorschriften zur Verdrängung der Frauen auf dem Hintergrund einer frauenfeindlichen Exegese des Alten Testaments im antiken Judentum

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URI: http://hdl.handle.net/10900/56116
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561166
Dokumentart: Book
Date: 1986
Source: V.IRAT III-KUE 1986 (Schweigen)
Language: German
Faculty: 1 Evangelisch-Theologische Fakultät
Department: Evangelisch-Theologische Fakultät
DDC Classifikation: 220 - The Bible
Keywords: Neues Testament , Altes Testament , Frühjudentum , Exegese
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Habilitationsschrift von Max Küchler erklärt die Genese wesentlicher frauenfeindlicher Tendenzen in neutestamentlicher Zeit. Der «Neutestamentliche Teil» untersucht drei urchristliche Verhaltensregeln für die Frauen: Das Verbot, in den gottesdienstlichen Versammlungen als Lehrerinnen aufzutreten, auffälligen Schmuck zu tragen und unverschleiert zu beten und zu prophezeien. Diese restriktiven Vorschriften haben als Leitideen die Unterordnung der Frau unter den Mann und die Abwehr jeglichen erotischen Spiels und versuchen, die starke körperliche und geistige Präsenz der Frauen für Aug und Ohr der männlichen Teilnehmer in den urchristlichen Gottesdiensten zu dämpfen. Das spezielle Interesse der Untersuchung geht auf die alttestamentlichen Gründe, die in den neutestamentlichen Vorschriften angegeben werden. Haben diese Begründungen die ursprüngliche Inspiration der angeführten Texte als Kraft ihrer Argumente? Da sich in der Detail-Analyse stets die frühjüdische Rezeption als argumentativer Kraftspender herausstellt, wird im « Frühjüdischen Teil» systematisch und im Detail der Frage nach dem literarischen Schicksal der biblischen Frauen in den frühjüdischen Texten nachgegangen, welche einen Konflikt zwischen Mann und Frau erzählen. Dabei zeigt sich eine klare Tendenz zur Erotisierung der biblischen Grundtexte durch Betonung der verführerisch entblössten Schönheit. Parallel dazu findet eine Dämonisierung des Eros statt. Diese kann in der ungeheuer intensiven Rezeption des uralten Stoffes von der geschlechtlichen Verbindung der Göttersöhne/Wächter/Engel mit den irdischen Frauen (vgl. Gen 6,1-4) in der Henoch-Literatur und verwandten Texten bis in die christliche Zeit aufgezeigt werden. Diese frühjüdische Rezeption hat eine fast stereotype Art, die alttestamentlichen Grundtexte frauen-unfreundlich auszulegen, indem sie die Triade «Frauen - Unzucht- Teufel» schaffen und dann zu spekulativen Folgerungen (Frau als Anfang des Verderbens) oder konkreten Forderungen gebrauchen. Die neutestamentlichen Texte stehen mit ihren biblischen Begründungen in dieser Auslegungstradition. In diesem Sinn sind sie damalige modernste Exegese - die jedoch der Inspiration der alttestamentlichen Grundtexte nicht standhält. Abschliessend kann eine umfassende und vielleicht abschliessende Antwort auf die Frage gegeben werden, weshalb sich die Frauen nach Paulus «wegen der Engel» verschleiern müssen (1Kor 10,11).

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