Inhaltszusammenfassung:
In Eukaryonten wird der Zellkern von einer Kernhülle, die aus zwei kontinuierlichen
Membranen besteht, umschlossen. Diese Membranen bilden eine physikalische
Barriere, welche das Zytoplasma vom Nukleoplasma räumlich trennt. Um
Stofftransport in beide Richtungen über diese Barriere hinweg zu ermöglichen,
formen Kernporenkomplexe äußerst selektive Transportkanäle. Diese riesigen
Proteinkomplexe ummanteln den Bereich der Porenmembran, die durch die
Verbindung der beiden Membranen entsteht.
Kernporenkomplexe bestehen aus hunderten Polypeptiden von insgesamt etwa 30
verschiedenen Proteinen, sogenannten Nukleoporinen, die in einem diffizilen und
fein aufeinander abgestimmten Prozess zusammengebaut werden. Von diesen
Nukleoporinen sind nur drei fest in die Porenmembran integriert, welche die
Kernporenkomplexe mittels Transmembrandomänen verankern. Obwohl der präzise
Zusammenbau der Kernporen für das Überleben und die Proliferation von Zellen
essentiell ist, fehlt bislang noch ein detailliertes Verständnis der komplexen
Biogenese der Kernporenkomplexe.
Bei Vielzellern entstehen Kernporenkomplexe in zwei unterschiedlichen Phasen des
Zellzyklus. Am Ende jeder Zellteilung müssen Kernporenkomplexe gleichzeitig mit
der Kernhülle wieder aufgebaut werden, um die segregierten Tochter-Chromosomen
zu umschließen. Darüber hinaus werden Kernporenkomplexe während der
Interphase de novo in die intakte Kernhülle eingebaut. Diese Art des Kernporenbaus
stellt auch den einzig möglichen Mechanismus bei Organismen wie Saccharomyces
cerevisiae dar, die eine geschlossene Mitose vollziehen. Bislang ist es noch völlig
unverstanden, wie Kernporenkomplexe sowohl in die wieder entstehende,
wachsende Kernhülle am Ende der Mitose als auch in die geschlossene Kernhülle
während der Interphase eingebaut werden.
Im Rahmen meiner Doktorarbeit charakterisierte ich die Funktion des
Transmembran-Nukleoporins Ndc1 beim Kernporenaufbau am Ende der Mitose,
welches als einziges integrales Protein der Porenmembran konserviert ist. Ndc1 ist
Teil eines wichtigen, konservierten Interaktionsnetzwerks an der Porenmembran, wo
es mit den zwei Nukleoporinen Nup53 und Nup155, die zum strukturgebendenNup93-Komplex gehören, interagiert. Alle drei Proteine sind für den Kernporenbau
sowohl in Hefe als auch in Mehrzellern zwingend erforderlich, aber ihre genaue Rolle
sowie die Funktionen ihrer Interaktionen waren bislang unbekannt. Durch detaillierte
zellbiologische und biochemische Untersuchungen mit aufgereinigten rekombinanten
Proteinen und einem in vitro System, das den Kernporenaufbau nachstellt, zeige ich,
dass die direkte Interaktion von Ndc1 und Nup53 bei Mehrzellern essentiell für den
Kernporenaufbau am Ende der Mitose ist. Ndc1 moduliert die membran-verformende
Aktivität von Nup53. Diese membran-verformende Aktivität ist für den
Kernporenaufbau während der Interphase relevant und zwingend erforderlich. Die
Tatsache, dass die Ndc1-Nup53-Interaktion und die membran-verformende
Eigenschaft von Nup53 auch in Hefe konserviert sind, legt den Schluss nahe, dass
die Interaktion auch funktionell konserviert und daher für den interphasischen
Kernporenaufbau essentiell sein könnte.
Nup53 ist der zentrale Baustein des Nup93-Komplexes, da er die meisten Proteine
des Komplexes untereinander und mit der Porenmembran vernetzt. Trotzdem war es
bislang unerforscht, ob seine Interaktion mit Nup155 eine bedeutende Rolle beim
Kernporenaufbau spielt. Ich weise nach, dass ein funktioneller Komplex aus Nup53
und Nup155 am Ende der Mitose erforderlich ist, um im weiteren Prozess des
Kernporenaufbaus benötigte Nukleoporine über Nup93, ein weiteres essentielles
Nukleoporin für den Kernporenbau, an die intermediären Kernporenkomplexe zu
rekrutieren.
Insgesamt demonstriert diese Arbeit erstmals eine elementar wichtige Funktion des
konservierten Transmembran-Nukleoporins Ndc1 und beleuchtet neue
mechanistische Details des schrittweisen Aufbaus von Kernporenkomplexen am
Ende der Mitose. Durch das neu gewonnene Wissen wird ein tieferes Verständnis
des exakten mechanistischen Ablaufs und der Rolle einiger wichtiger, initialer
Schritte der Biogenese von Kernporenkomplexen ermöglicht.
Abstract:
In eukaryotic cells, the nucleus is enclosed by the two continuous membranes of the
nuclear envelope establishing a physical barrier that spatially separates the
nucleoplasm from the cytoplasm. To accommodate bidirectional transport across this
barrier nuclear pore complexes (NPCs) form highly selective transport channels.
These huge protein complexes coat the pore membrane region, which arises of the
fusion of both nuclear envelope membranes.
NPCs are constituted by the concerted assembly of hundreds of polypeptides from
roughly 30 different proteins termed nucleoporins. Out of these, only three
nucleoporins are stably integrated into the pore membrane to anchor the NPCs via
transmembrane domains. Although accuracy of NPC assembly is essential to ensure
cell viability and proliferation a detailed understanding of the complex NPC
biogenesis is lacking.
NPCs are assembled at two different phases of the metazoan cell cycle. At the end
of every cell division NPCs have to re-assemble concomitantly with the re-forming
nuclear envelope around the segregated daughter chromosomes. Additionally, NPCs
are formed de novo during interphase into an intact nuclear envelope, which is also
the exclusive assembly mode in organisms undergoing a closed mitosis as
Saccharomyces cerevisiae. Particularly, how NPCs integrate both, in the growing
nuclear envelope at the end of mitosis and the closed nuclear envelope during
interphase, is by far and largely unknown.
During my PhD work, I functionally characterised the transmembrane nucleoporin
Ndc1, which is the only conserved integral membrane nucleoporin, in NPC assembly
at the end of mitosis. Ndc1 is part of a crucial and conserved interaction network at
the pore membrane where it interacts with Nup53 and Nup155, two nucleoporins
belonging to the structural Nup93 complex. All three proteins are required for NPC
assembly in yeast and metazoans but their specific roles as well as the role of their
interactions were undetermined. By a detailed biochemical and cell biological
analysis using purified recombinant proteins and in vitro nuclear assembly reactions,
I reveal that the direct interaction of Ndc1 and Nup53 is essential for metazoan NPC
formation at the end of mitosis. Ndc1 influences the membrane deformation activity of Nup53. This membrane deforming capability is specifically required for NPC
assembly during interphase. As the Ndc1-Nup53 interaction and the membrane
deformation function of Nup53 are also conserved in yeast this suggests that the
interaction might be conserved functionally and also needed during interphasic NPC
assembly.
Nup53 is the central player of the Nup93 complex linking most complex members
with each other and the pore membrane. However, it has been unresolved whether
the interaction with Nup155 has an important role for NPC assembly. I demonstrate
that the functional complex of Nup53 and Nup155 is required to recruit downstream
nucleoporins via Nup93, another essential NPC protein, to nascent NPCs at the end
of mitosis.
Altogether, this study identifies the first elementary function of the conserved
transmembrane nucleoporin Ndc1 and highlights new mechanistic details of the stepwise
process of NPC assembly at the end of mitosis. Consequently, this new
knowledge adds to a deeper understanding of the precise order and function of the
early events during NPC biogenesis.