Inhaltszusammenfassung:
Lange vernachlässigt, ist die Schreiberausbildung mesopotamischer Zentren neuerdings mehr und mehr in den Blickpunkt der wissenschaftlichen Diskussion geraten. Dies trifft jedoch nicht für die Schülertexte aus Susa, dem bedeutendsten östlichen Nachbar Mesopotamiens seit dem 3. Jahrtausend, zu, obwohl gerade diese von besonderem Reiz sind. Die Tafeln schulischen Inhalts wurden schon seit den frühen Ausgrabungen in Susa als solche erkannt, jedoch fehlen bisher einschlägige Untersuchungen, obwohl die Schülertafeln über mehr als 100 Jahre verteilt in zahlreichen Publikationen erwähnt wurden. Hierbei handelte es sich jedoch nur um eine kleine Auswahl an Tafeln mit spärlichen Hinweisen auf deren Inhalt, Gattung oder spezifische Eigenschaften.
In der vorliegenden Arbeit wird in einem ersten Schritt eine umfassende Dokumentation der Schülertexte aus Susa versucht, so dass ein Überblick über das gesamte Textkorpus gegeben werden kann. Dazu wurden in Kopie oder Transliteration, in Monographie oder Aufsatz 422 publizierte Schülertafeln sowie 330 unveröffentlichte Tafeln, die sich überwiegend im „National Museum of Iran“ (Teheran) sowie im „Musée du Louvre“ (Paris) befinden, erfasst und zusammengestellt. Ziel dieser Arbeit ist es, auf der Grundlage des oben genannten Textkorpus, Schreiberausbildung der multikulturellen Metropole Susa in der späten Ur III/früh-altbabylonischen und/oder altbabylonischen Periode zu analysieren, indem inhaltliche Ordnungskriterien aufgestellt werden und eine lehrplanmäßige Einordnung der Texte versucht wird. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das Ziel dieser Arbeit nicht in der ausschließlichen Edition von Texten liegt. Vielmehr geht es darum, anhand von ausgewählten Beispielen Charakteristika und Strukturen der Texte herauszuarbeiten.
Abstract:
In recent years, the topic of scribal training in the Ancient Near East has become a focal point of academic discussion. This is not, however, the case for scribal education in Susa, the most important eastern neighbor of Mesopotamia since the third millennium BC. Although the school tablets have been identified since the early excavations at Susa, relevant studies are still lacking. The school tablets from Susa have been mentioned for over a century in numerous publications, but these were just a small selection of the tablets with sparse details as to their contents, genre, or other special characteristics.
In this study, a comprehensive documentation of the school tablets from Susa is first undertaken, so that an overview of the entire text corpus can be provided.
For this purpose, 422 school tablets published in copy or transliteration, and a further 330 unpublished tablets, mostly located in the "National Museum of Iran" (Tehran) and the "Musée du Louvre" (Paris), were recorded and compiled. The aim of this study is to analyze scribal training in the multicultural metropolis of Susa of the late Ur III/early Old Babylonian and/or Old Babylonian periods on the basis of the aforementioned text corpus. In this analysis, classification criteria with regard to content are imposed and curricular classification of the texts is attempted. It should be noted that the objective of this study is not the edition of the texts in question, rather it is the illustration of the characteristics and structures of the texts by means of selected examples.