Inhaltszusammenfassung:
In dieser Arbeit wurden zwei unterschiedliche Tunnelkontakt-Systeme untersucht, die jeweils aus Hochtemperatursupraleitern aufgebaut waren.
Im ersten Teil wurde der “ Long-Range Proximity Effect“ (LRPE) an planaren Kontakten aus Trilagen des Kupratsupraleiters YBa2Cu3O7 und des Halbmetalls La2/3Ca1/3MnO3 (YBCO-LCMO-YBCO-Kontakte) untersucht. Unter dem LRPE versteht man eine Kopplung der supraleitenden Wellenfunktionen über eine ferromagnetische Barriere, die die Längenskala des gewöhnlichen Proximity-Effekts im Ferromagneten um mehrere Größenordnungen übertreffen kann. Es existieren verschiedene Theorien für diese langreichweitige Kopplung wie etwa eine Singulett-Triplett-Konversion der Cooper-Paare an der Grenzfläche oder eine Kopplung über die Domänenwände. Die Motivation dieser Arbeit war es, den LRPE anhand einer Josephson-Kopplung über 10-30 nm dicke LCMO-Schichten zu untersuchen. Dafür wurden 17 Proben mittels gepulster Laserablation, HF-Sputtern und Photolithographie hergestellt. Neben der Beschreibung der einzelnen Herstellungsschritte wird besonders auf die notwendigen Maßnahmen zur Erzeugung einer funktionierenden Trilage eingegangen. Eine erste Charakterisierung erfolgte mittels RHEED, XRD, AFM und Suszeptibilitätsmessungen. Bei Transportmessungen in niedrigen Magnetfeldern konnte ein Josephson-Strom über bis zu 30 nm dicke LCMO-Barrieren beobachtet werden und der direkte Einfluss der ferromagnetischen LCMO-Schicht auf das Tunnelverhalten sichtbar gemacht werden. Zuletzt zeigten Messungen bei hohen Magnetfeldern bis zu 5 Tesla zwei Oszillationen des kritischen Stroms. Eine große Oszillation mit hoher Modulationstiefe und einer Periode von mehreren Tesla wurde von einer kleineren Oszillation mit einer Periode von wenigen Millitesla überlagert. Simulationen zeigten eine rechteckförmige Suprastromverteilung über die Randbereiche des Kontaktes als mögliche Ursache.
Im zweiten Teil der Arbeit wird mit dem Kuprat La2-xCexCuO4 (LCCO) ein einzelner Hochtemperatursupraleiter untersucht. Dabei handelt es sich um Messungen des Quasiteilchentunnelns über Korngrenzenkontakte bei Variation der Magnetfeldorientierung. Die Motivation lag in der Untersuchung der Beeinflussung des Tunnelverhaltens durch Ausscheidungen und Nebenphasen, die beim Herstellungsprozess von LCCO nur schwer vermeidbar sind. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei in der Beobachtung eines „Zero Bias Conductance Peaks“ (ZBCP) und der Frage ob dieser als Sonde zur Bestimmung des oberen kritischen Magnetfeldes verwendet werden darf. Es konnte klar gezeigt werden, dass die Bestimmung von Bc2 über den ZBCP für Magnetfelder senkrecht zur Filmebene richtig ist und nicht durch Nebenphasen oder Ausscheidungen beeinflusst wird. Des Weiteren konnten interessante, teilweise nicht erwartete Entdeckungen des ZBCP-Verhaltens im Magnetfeld gemacht werden. So konnte gezeigt werden, dass die Richtung des Magnetfeldes in Bezug auf die CuO2-Ebenen von entscheidender Bedeutung für das Tunnelverhalten und die Bildung des ZBCP ist. Die Entwicklung der Energielücke und der Kohärenzpeaks bei einer Drehung in die Filmebene wird über die Anisotropie von Bc2 erklärt. Das wohl erstaunlichste Ergebnis der Messungen war die starke Abnahme des ZBCP bei einer Drehung des Magnetfeldes in Richtung der Filmebene.