Inhaltszusammenfassung:
Durch seine nicht Invasivität hat fMRI das Potential in Zukunft eine sehr wichtige Rolle in der Entwicklung von Medikamenten gegen neurologische Pathologien und in der Früherkennung derselben zu spielen. Zur systematischen Anwendung dieser Methode braucht man allerdings ein klareres Verständnis des gemessenen BOLD Signals und seiner Grundlagen. Dieses Signal entsteht durch eine Kaskade von metabolischen und vaskulären Abläufen, die die Antwort auf den metabolischen Bedarf aktivierter Neuronen sind. Deshalb kann dieses Signal nicht als direktes Maß der neuronalen Aktivität gesehen werden. Um die Mechanismen, die das BOLD Signal erzeugen zu erforschen, beeinflussen wir einzelne, spezifische Schritte in der Kaskade der neurovaskulären Kopplung mit entsprechenden Medikamenten. Um diese durch Medikamente hervorgerufenen Effekte auf die neurovaskuläre Kopplung besser zu verstehen brauchen wir zusätzliche, ergänzende Informationen: Deshalb messen wir neben dem BOLD Signal auch noch die neuronale Aktivität mit Elektrophysiologie und definieren mit neurochemischen Analysen welche Neurotransmitter oder Metaboliten für die BOLD und elektrophysiologischen Effekte verantwortlich sind. Die Korrelation dieser verschiedenen Signale und die durch pharmakologische Manipulationen induzierten Veränderungen dieser Korrelationen helfen uns die Grundlagen der neurovaskulären Kopplung und die Entstehung des BOLD Signals besser zu verstehen. Mit unseren Experimenten versuchen wir die technischen Voraussetzungen zu erarbeiten um die gleichzeitige Anwendung von fMRI, EEG und systemischer Neurochemie in der Entwicklung vom Medikamenten und der klinischen Diagnostik zu etablieren. Wir haben den Einfluss von Lidokain auf das elektrophysiologische Signal, das BOLD Signal und EEG analysiert. Die lokale Injektion von Lidokain in V1 verursacht die Verstärkung des EEG Signals durch Zunahme der neuronalen Synchronität bei gleichzeitger Abschwächung der lokalen individuellen Aktivität der Neuronen und des BOLD Signals. Dieses Ergebnis unterstreicht die Wichtigkeit der neuronalen Synchronität in der Bildung des EEG Signals. Andererseits könnte der fehlende verstärkende Einfluss der neuronale Synchronität auf das BOLD Signal die Dissoziation zwischen EEG und BOLD Signal erklären. Unsere Beobachtungen sind sehr wichtig in der Interpretation von gleichzeitig gemessenen EEG-fMRI Daten. In einem anderen Experiment haben wir das Verhältnis verschiedener Neurotransmitter und Metaboliten in Hirn und Blut erforscht. Wir entnahmen dafür Proben der extrazellulären Hirnflüssigkeit und des Blutplasmas mit Mikrodialyse und führten neurochemische Analysen durch. In Zukunft werden diese Ergebnisse uns helfen durch die Analyse der Konzentration einer Substanz im Blut Rückschlüsse auf deren Konzentration im Hirn zu ziehen. Diese Herangehensweise könnte dazu benutzt werden die Permeabilität der Blut-Hirn Schranke für Medikamente zu testen oder ob neurochemische Veränderungen in neurodegenerativen Krankheiten im Blut feststellbar sind. Ausserdem haben wir bestätigt, dass auch kleinste Konzentrationsveränderungen eines Metaboliten wie Laktat mit dem BOLD Singal messbar sind. Dieses Resultat bestätigt die Theorie dass Laktat eine wichtige Rolle in der neurovaskulären Kopplung spielt: Aktivierte Neuronen produzieren Laktat und dieser Metabolit erweitert die Gefäße. Des Weiteren ist eine Gefäßerweiterung als Antwort auf neuronale Aktivität einer der Faktoren die dem BOLD Effekt zu Grunde liegen. Diese Mechanismen sind in neurodegenerativen Pathologien dereguliert. Deshalb können wir annehmen, dass Laktat unterschiedlichen Einfluss auf das BOLD Signal von gesunden Subjekten und Alzheimer Patienten hat. Unser Laktat fMRI Protokoll könnte darum auch in der Früherkennung von Alzheimer benutzt werden.