Inhaltszusammenfassung:
Soziale Strukturen sind oftmals durch soziale Macht gekennzeichnet, so dass einige Personen die Ergebnisse anderer bestimmen, während andere sich von diesen leiten lassen. Soziale Macht beeinflusst, wie Personen denken, sich fühlen, und beim Verfolgen ihrer Ziele verhalten. Eine ganze Reihe an Forschung zeigt, dass soziale Macht die Bereitschaft zu schnellem Handeln fördert. Diese Handlungsbereitschaft ist oftmals Teil der eigenen Machtrolle und somit zielführend, da durch schnelles Handeln wenig Gelegenheiten zur Zielerreichung versäumt werden. Hingegen muss das eigene Handeln in manchen Situationen gut durchdacht sein; dies trifft besonders dann zu, wenn vorherige Misserfolge die Notwendigkeit signalisieren, die eigenen Strategien zu überdenken und anzupassen. Die Reflexion über eigene Verhaltensweisen vor dem (erneuten) Handeln kann entsprechend das Lernen aus vergangenen Misserfolgen und so die zukünftige Zielerreichung fördern. Diese Dissertation beschäftigte sich daher mit der Frage, wie soziale Macht die Reflexion über mögliche Alternativen zum eigenen Verhalten vor einer Handlung beeinflusst, insbesondere im Fall vorheriger Misserfolge.
Soziale Macht fördert nicht nur die Handlungsbereitschaft, sondern geht auch mit variablerem und effektiverem Verhalten bei der Zielverfolgung einher, das mächtige Personen besser als wenig mächtige an gegebene Situationen anpassen. Zudem steigert soziale Macht das Gefühl von Kontrolle über Ergebnisse, welches das Reflektieren nach Misserfolgen fördern kann. Basierend auf diesen Ansätzen wurde in der Dissertation die Annahme untersucht, dass soziale Macht (1) das Reflektieren über mögliche Konsequenzen eigenen Verhaltens (d.h. präfaktisches Denken) vermindert, solange Ergebnisse unklar sind, während sie im Gegenzug (2) das Reflektieren über Alternativen zum vergangenen Verhalten(d.h. kontrafaktisches Denken) als Möglichkeit des Lernens aus vorherigen Misserfolgen fördert.
Diese Fragestellung wurde in zwei empirischen Kapiteln untersucht. Der erste Teil fokussierte auf den Einfluss sozialer Macht auf präfaktisches Denken, d.h. wenn Resultate des eigenen Verhaltens noch nicht bekannt sind. Die Ergebnisse dreier Studien zeigten, dass Personen besonders dann im Vorfeld (z.B. vor Entscheidungen) über mögliche Konsequenzen nachdenken, wenn sie geringe (vs. hohe) Macht haben und entsprechend weniger schnell zum Handeln tendieren. Diese Effekte resultieren nicht aus möglichen gesteigerten Ergebniserwartungen oder erhöhter Stimmung aufgrund der Machtmanipulation. In der Summe zeigen die Ergebnisse auf, dass mächtige Personen weniger als machtlose nachdenken, bevor sie handeln, solange noch keine Anzeichen dahingehend bestehen, dass ihr Verhalten nicht zielführend sein könnte. Zusätzliche Analysen wiesen darauf hin, dass dieser Effekt von Macht mit effektiverem Verhalten einher geht (hier mit überzeugenderer Kommunikation). Im Gegenzug zeigt der zweite empirische Teil der Arbeit, dass soziale Macht nach einem vorherigen Misserfolg das kontrafaktische Denken fördert. Mächtige Personen dachten nach einem Misserfolg entsprechend mehr über Alternativen zu ihrem Verhalten nach als weniger mächtige. Dieser Effekt von Macht wurde durch ein gesteigertes Kontrollempfinden der Mächtigen erklärt (d.h. der Wahrnehmung von Möglichkeiten, ein negatives Ergebnis zu verändern), aber nicht durch Gefühle von Verantwortung oder Kausalattributionen. Selbstbezogene Gedanken sagten im Gegenzug Verhaltensintentionen für die Zukunft vorher. In der Summe zeigen diese Befunde, dass mächtige Personen nach einem Misserfolg verstärkt über ihr eigenes Verhalten nachdenken und entsprechend mehr Intentionen (i.S.d. Lernens aus Erfahrung) ableiten als Personen mit geringer Macht.
Diese Dissertation zeigt somit, dass soziale Macht einen Einfluss darauf hat, wie Personen vor einer (erneuten) Handlung über ihr Verhalten nachdenken. Mächtige Personen nutzen Gelegenheiten zum Nachdenken im Vorfeld weniger als wenig mächtige Personen; hingegen denken sie nach einem Misserfolg verstärkt über ihr Verhalten nach und scheinen folglich besser in der Lage als weniger Mächtige zu lernen, wie sie ihre Ziele in Zukunft besser erreichen können. Die Befunde tragen so zu unserem Verständnis darüber bei, wie soziale Macht die Verhaltensregulation beim Zielstreben beeinflusst und verdeutlichen, dass die Flexibilität und Effektivität im Verhalten, die mit erhöhter Macht einher geht, sich auch auf solche Tendenzen beziehen kann, die nicht direkt mit schnellem Handeln in Verbindung stehen (d.h. hier das kontrafaktische Denken). Dabei zeigen mächtige Personen ein Verhalten, das es ihnen möglicherweise auf lange Sicht hin stärker (als wenig mächtigen Personen) erleichtert, ihre Leistung fortwährend zu verbessern.
Abstract:
Social relations are frequently structured by social power such that some individuals have control over others' outcomes while others let themselves be guided. Along the way, social power fundamentally alters the way individuals feel, think, and act. A large body of research demonstrates that social power fosters readiness to take action during goal pursuit. This propensity to act is frequently part of one's powerful role and considered effective, as it reduces the likelihood to miss opportunities for goal attainment. However, some situations require individuals to thoughtfully prepare their actions beforehand. This is especially the case when prior failure signals the need to revise and adapt one's strategies in order to attain a goal in the future. Thinking about alternatives to one's actions in such situations provides the potential to learn from the past and improve subsequent goal striving. Hence, this dissertation addressed the question how social power impacts on reflection on alternatives prior to taking action (again), in particular in the case of failure.
Social power not only enhances readiness to act, but on the also promotes more variable and effective goal striving that is adapted to the situation at hand. In addition, social power evokes a general sense of control over outcomes, which has been linked to enhanced reflection after failure. Based on these findings, this dissertation examined the assumption that social power (1) diminishes (prefactual) thinking prior to taking action as long as outcomes are unknown, but (2) promotes (counterfactual) thinking on how one could have improved an outcome as a means of learning from the past in the special case of failure.
This research question was investigated in two empirical chapters. The first empirical part focused on how social power affects prefactual thinking when individuals face upcoming situations. The findings of three studies demonstrated that prior to making decisions and solving tasks, individuals especially reflect on alternatives to potential actions and outcomes when being low (versus high) in power and, hence, focus less on promptly taking action. Effects were not based on potentially increased outcome expectations or enhanced mood due to the power priming. In sum, these findings demonstrated that, when outcomes are unknown providing no indication that one’s behavior may be insufficient, the powerful reflect less beforehand and focus more on initiating action than the powerless. Additional analyses yielded a first indication that this effect of social power may imply more effective behavior (i.e., more persuasive communication with others). In contrast, the second empirical part demonstrated that social power in turn promotes counterfactual thinking on own actions in the special case of prior failure, that is, indicators pointing out that prior actions did not produce the desired outcome yet. Power holders generated more counterfactuals on how they could have contributed to a better outcome than the powerless when facing failure. This effect of power was explained by a heightened sense of control (i.e., opportunities to change the outcome) when being in power, but not by feelings of responsibility or causal attribution. Additional findings rendered first support for the functionality of these effects, demonstrating that self-focused thoughts predicted behavioral intentions for the future. Taken together, these results demonstrated that after failure, those with elevated power reflect more on alternatives to their behavior than the powerless thereby facilitating behavioral intentions as a way of learning from the past.
To conclude, this dissertation showed that social power affects the way individuals reflect prior to taking goal-directed action (again). Those high (versus low) in power make less use of options to reflect than the powerless as long as consequences of their actions are unknown. In contrast, they reflect more extensively on alternatives to their own behavior than the powerless when prior failure actually signals the demand to regulate one’s actions and, thereby, appear to better learn how to reach a goal in the future. The findings thus contribute to our understanding how social power affects individual behavior regulation during goal pursuit, indicating that the flexibility and effectiveness in behavior that comes with elevated power can at times also extend to strategies related less directly to prompt action (i.e., here counterfactual thinking). Along the way, power holders show tendencies that might enable them to continuously improve their performance.