Inhaltszusammenfassung:
Mikroben-assoziierte molekulare Muster (MAMPs) lösen in Pflanzen Immunreaktionen aus. Ein Beispiel hierfür ist Peptidoglycan (PGN), ein essentieller Bestandteil bakterieller Zellwände. Peptidoglycan aus Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien induziert typische Immunreaktionen in Arabidopsis thaliana.
In dieser Arbeit wurden mit LYM3 und CERK1 zwei Proteine mit Lysin-Motiven (LysM) in A. thaliana identifiziert, die jeweils beide für die Perzeption von hochaufgereinigtem PGN und die Induktion der A. thaliana Wirtsimmunität gegenüber bakteriellen Infektionen notwendig sind. LYM3 ist durch einen Glycosylphosphatidylinositolanker mit der pflanzlichen Cytoplasmamembran assoziiert und besitzt eine extrazelluläre Domäne aus zwei Lysin-Motiven. Mit Hilfe dieser Domäne bindet LYM3 spezifisch und reversibel PGN. CERK1 ist eine membranständige Rezeptor-ähnliche Kinase mit einer extrazellulären Domäne aus drei Lysin-Motiven. CERK1 bindet PGN selbst nicht. LYM3 und CERK1 bilden somit ein Rezeptorsystem zur PGN-Perzeption in A. thaliana. LYM3 und CERK1 erkennen gleichermaßen PGN des Lys- und des DAP-Typs. A. thaliana besitzt ein Erkennungssystem, welches nicht zwischen Gram-positivem und Gram-negativem PGN unterscheidet.
Lysin-Motive sind bekannte Bindemotive für Kohlehydratoligomere aus N-Acetylglucosaminmonomeren. Die Perzeption von PGN durch LysM-Proteine neben der von pilzlichem Chitin oder rhizobiellen Nodulationsfaktoren bestätigt die Bedeutung dieser Rezeptorklasse für die pflanzliche Erkennung mikrobieller, molekularer Muster mit GlcNAc-haltigem Glycanrückgrat. LysM-Proteine vermitteln sowohl antagonistische wie auch symbiontischen Interaktionen zwischen Pflanzen und Mikroben.
PGN ist als konserviertes, prominentes, bakterielles Oberflächenmolekül von essentieller Bedeutung für die Integrität von Bakterien und existiert in Eukaryonten nicht. Daher ist es prädestiniert als Mikroben-assoziiertes molekulares Muster. Die Erkennung von PGN über die Grenzen der biologischen Reiche hinweg kann als Folge konvergenter Evolution interpretiert werden. PGN stellt somit eines der molekularen Muster dar, deren spezifische Erkennung in multizellulären Eukaryonten sehr weit verbreitet ist und in Wirbeltieren, Insekten und Pflanzen zu finden ist.