Inhaltszusammenfassung:
Die Spinnenphobie zählt zu den häufigsten spezifischen Phobien. Angst ist nicht nur ein emotionales, sondern auch ein komplexes Geschehen und ist nach Lang (1986) auf drei Ebenen messbar: physiologisch, motorisch-expressiv und verbal-kognitiv. Fahrenberg (1983) erweiterte Langs Modell um die neurohumorale Ebene. Im Rahmen dieser Studie wurde die Erfassung von Emotionen mit Hilfe von fünf vegetativen Maßen operationalisiert: Herzrate, Haut-leitfähigkeit, Schreckreflex, Corrugator-EMG und Cortisol. Die verbal-kognitive Ebene wurde anhand eines explorativen Verfahrens (Burns, 2007) erhoben. Im Gegensatz zu früheren Forschungen zum Stresserleben haben Studien, die sich mit phobischen Störungen beschäftigt haben, keine systematischen Untersuchungen bezüglich Responsivitätsunterschieden bei Phobikern vorgenommen. Ein Ziel der Studie war die Überprüfung von individuellen Responsivitätsunterschieden bei Spinnenphobikerinnen (n = 57) unter phobischer Stimulation im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (n = 61) und neutraler Stimulation. Darüber hinaus wollte die Studie das Vorhandensein des Dualen Belief Systems von A.T. Beck (1964) untersuchen. So wurde bei den Spinnenphobikerinnen im Vergleich zur Kontrollgruppe die Aktivierung unterschiedlicher, sich widersprechender Beliefs analysiert, welche nach Beck (1964) auf Veränderungen der Distanz zwischen einer Person und dem phobischen Reiz basieren. Die Datenerhebung erfolgte während phobischer und neutraler Bildpräsentation. Wie bereits frühere Studien zeigten, bestätigten die Ergebnisse für die Maße Herzrate, Hautleitfähigkeit und Corrugator-EMG ohne Berücksichtigung der Responsivität signifikant stärkere Reaktionen unter phobi-scher Stimulation. Unter Berücksichtigung von Responsivitätsunterschieden zeigten sich signifikante Ergebnisse in den Maßen Cortisol und Schreckreflex. Darüber hinaus zeigten sich über alle Maße hinweg signifikante Interaktionen mit der Responsivität. Diese Ergebnisse sprechen dafür, in künftiger Forschung systematisch Responsivitätsunterschiede zu berück-sichtigen. Die Analysen zum Dualen Belief System ergab eine Bestätigung dessen. So zeigten sich widersprüchliche Beliefs bei den Spinnenphobikerinnen im Gegensatz zur Kontrollgruppe. Darüber hinaus zeigten sich Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß an dysfunktionalen Beliefs und der Reaktionsstärke in der Herzrate, Corrugator-EMG und Cortisol.
Abstract:
Responsiveness analyses in female phobics with regard to specific psychophysiological measures and the Dual Belief System
Arachnophobia is one of the most prevailing specific phobias. Fear is not only an emotional but also a complex mechanism and according to Lang (1986) measurable on three levels: physiologically, motoric-expressively and verbal-cognitively. Fahrenberg (1983) enriched Lang’s model with the neuro-humoral level. In the present study emotions were operationalised through five vegetative measures: heart rate, electrodermal activity, startle reflex, corrugator EMG, and cortisol. The verbal-cognitive level was captured by means of an explorative procedure (Burns, 2007). As opposed to previous research on stress reactions, studies of phobias have not investigated systematic responsiveness differences. One goal of the present study was to investigate individual responsiveness differences in female arachnophobics (n=57) under the condition of phobic stimulation in comparison to a control group (n=61) under neutral stimulation. Another goal was to examine the occurrence of A. T. Beck’s (1964) Dual Belief System. For this, the activation of different contradicting beliefs in female arachnophobics was analyzed in comparison with a control group during phobic vs. neutral picture presentation. According to Beck (1994), contradicting beliefs are based on variations in distance between the person and the phobic stimulus. The results with regard to heart rate, electrodermal activity, and corrugator EMG showed significantly stronger reactions under phobic stimulation irrespective of responsiveness. When responsiveness differences were taken into account significant results were found for cortisol and startle reflex. Furthermore, all measures revealed significant interactions with responsiveness. These findings suggest the importance for future research of taking systematic responsiveness differences into account. In line with these findings are the analyses of the Dual Belief System. Arachnophobics had contradicting beliefs as opposed to control subjects. In addition, the extent of dysfunctional beliefs was associated with reaction strength in heart rate, corrugator-EMG and Cortisol.