Inhaltszusammenfassung:
Im Rahmen eines auf Silizium basierenden Quanten Computers, der Spinzustände nutzt, bietet der Quanten Hall Effekt eine Möglichkeit spinpolarisierte Elektronen in individuellen Randzuständen bei kleinen Füllfaktoren durch Transportmessungen zu untersuchen. Diese Messungen könnten mit einem Bauelement durchgeführt werden, das aus zwei Quantenpunktkontakten besteht. Um dieses Konzept in Silizium verwirklichen zu können, muss ein einzelner Quantenpunktkontakt in Silizium realisierbar sein. Daher wurde in dieser Arbeit zunächst ein Prozess entwickelt, mit dem ein zweidimensionales Elektronengas in der Inversionsschicht eines MOSFETs erzeugt werden kann. Die elektrische Charakterisierung dieser Hallbar-Bauelemente fand in einem He-Kryostat bei 1,5 Kelvin und Magnetfeldern von bis zu 8 Tesla statt. Messungen von Shubnikov-de Haas-Oszillationen und Stufen in der Hall-Spannung (Quanten-Hall-Effekt) zeigen, dass ein zweidimensionales Elektronengas realisierbar ist und der Zugang zu spinpolarisierten Elektronen besteht, da eine Spinaufspaltung des ersten Landau-Niveaus beobachtbar war. Spinaufspaltung konnte auch an Bauelementen ohne Feldoxid beobachtet werden, wodurch die Zahl an nötigen optischen Maskenebenen bei Splitgate-Bauelementen auf vier begrenzt werden konnte. Splitgates aus Chrom wurde mittels Elektronenstrahllithographie und nachfolgendem Lift-off in die Bauelemente integriert. Um den Gesamtprozess einfach zu halten, war eine Vertauschung von Oxidationsschritt und Dotierschritt und zusätzlicher Parameteranpassung (Temperatur, Dauer) notwendig. Shubnikov-de Haas- und Quanten-Hall-Messungen an diesen Splitgate-Bauelementen zeigen ebenfalls Spinaufspaltung. Der differentielle Leitwert G des mit den Splitgates definierten Kanals zeigt beim Öffnen bzw. Schließen des Kanals im Bereich G<e2/h Peaks, die als Längenresonanzen, welche durch Reflexion am Anfang und am Ende des Kanals hervorgerufen werden, interpretiert werden. Im Bereich G>e2/h findet man bei allen Splitgate-Bauelementen Schultern im Kurvenverlauf, die bei allen Magnetfeldern bei der gleichen Splitgate-Spannung auftreten. Eine Verschiebung von Stufen im Leitwert hin zu positiveren Splitgate-Spannungen bei zunehmender Stärke des Magnetfelds wäre für einen ballistischen Quantenpunktkontakt erwartet worden. Der Transport im Kanal ist folglich diffusiver Natur. Einflüsse von Störstellen auf den Transport zeigen sich durch die Beobachtung von Random Telegraph Rauschen, spontanen Verschiebungen der Leitwertkennlinien und bei Verschiebungen des Kanals, wenn zwischen den Elektroden des Splitgates ein konstanter Spannungsunterschied beim Schließen vorhanden ist. Peaks, die auf Grund ihrer Form auf resonantes Tunneln über eine Störstelle im Kanal hin- deuten, wurden ebenfalls identifiziert. Um die mittlere freie Weglange der Elektronen zu erhöhen, wurden Transportmessungen in einem 3He/4He-Entmischungskryostaten bei einer Basistemperatur von 100mK durchgeführt. Dabei wurde eine Stufe in der Leitwertkurve beobachtet, die die oben beschriebene Magnetfeldabhängigkeit für Leitwertstufen eines Quantenpunktkontaktes zeigt. Nach Berücksichtigung eines plausiblen Spannungsabfalls über dem zweidimensionalen Elektronengas kann der Leitwert der Stufe auf 4e²/h oder 8 e2/h korrigiert werden. Dies ist bis jetzt der stärkste Hinweis auf ballistischen Transport in einem elektrostatisch in der Inversionsschicht eines Silizium-MOSFETs erzeugten Quantenpunktkontakt.