Inhaltszusammenfassung:
Landschaftsökologische Modellierungen stehen im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und der mangelnden maßstabsspezifischen Verfügbarkeit an thematischen Grundlagendaten und Bezugseinheiten. Gesellschaftliche Ansprüche resultieren aus der nationalen und europäischen Umweltgesetzgebung. Die maßstabsspezifische Datenverfügbarkeit bezieht sich auf die inhaltliche, zeitliche und geometrische Auflösung sowie die Datenqualität.
Das Hauptziel der Arbeit besteht in der Entwicklung einer Datenintegrations- und Disaggregierungsprozedur zur maßstabsspezifischen Bereitstellung von Grundlagendaten, die in eine konzeptionelle Umgebung zur Modellierung landschaftsökologischer Prozesse vor dem Hintergrund politischer Rahmenbedingungen einbettet ist.
Die Prozedur beruht auf der Verknüpfung von bestehenden funktionalen Hierarchien thematischer Grundlagendaten mit multi-skalaren Objektstrukturen, die sich aus der regionenbasierten Segmentierung kontinuierlicher Flächendaten ableiten. Die statistische Klassifikation der resultierenden Bezugseinheiten unter Berücksichtigung von Zusatzwissen führt zu räumlich-zeitlichen Lückenschlüssen funktionaler Hierarchien. Den Disaggregierungsergebnissen können Qualitätsmaße zugeordnet werden, die sich sowohl auf die Grenzen der Bezugseinheiten als auch auf die Klassifikationen beziehen.
Der methodische Ansatz ist beispielhaft anhand der Disaggregierung (1.) einer Landnutzungsklasse und (2.) eines Bodenkartenwerkes angewendet worden:
1. Die Disaggregierung der thematischen Klasse ’Ackerflächen’ basierte auf der geometrischen und semantischen Verknüpfung von Biotoptypenkartierung, spektralen Objekten aus der Segmentierung multi-temporaler Landsat-Satellitenbilder sowie kreisbezogenen Feldfuchtinformationen aus der Agrarstatistik. Als Ergebnis konnten Ackerschläge automatisiert abgegrenzt, mit einem neuen Objektvaldierungsverfahren hinsichtlich ihrer Grenzgenauigkeit bewertet sowie beispielhaft mit Informationen zur aktuellen Feldfurcht attributiert werden.
2. Die Disaggregierung des Bodenkartenwerkes der Mittelmaßstäbigen landwirtschaftlichen Standortkartierung (MMK) konnte (a) durch eine adaptive Reliefklassifikation und (b) die anschließende Verknüpfung der resultierenden Reliefklassen mit der MMK-Wissensbasis realisiert werden:
a) Das neu entwickelte Reliefgliederungsverfahren ermöglichte die Adaption der Klassifizierungsergebnisse an Reliefklassendefinitionen, die Ausdruck einer nutzerspezifischen Landschaftswahrnehmung sind.
b) Als Verknüpfungsrelationen dienten Angaben zur Verbreitung von Bodenformen und zugehörigen Reliefklassen. Auf diese Weise konnte das semantische Bodenformeninventar der Wissensbasis lokalisiert werden.